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Nachgeforscht bei Sarah Kiefer von „Stadtwildtiere"

04. Juni 2019 von Florence Mühlenbein
©Kim G Mortega
©Kim G Mortega

In Ihrem Projekt Stadtwildtiere können Bürgerforscher*innen aus Berlin Wildtiere in der Stadt melden. Welche Tiere werden zurzeit am häufigsten gemeldet und welche sieht man eher selten? Gibt es da durch die gemeldeten Beobachtungen auch Überraschungen, mit denen Sie anfangs nicht mitgerechnet hätten?

Am häufigsten wurden bisher Füchse, Igel und Eichhörnchen gemeldet. Das würden die meisten Berlinerinnen und Berliner auch sofort bestätigen: Fast jede*r hat diese Tiere mitten in der Stadt schon selbst beobachtet. Besonders schön sind für mich neben den Tiersichtungen auch Meldungen von Tierspuren, wie Fußspuren oder Kot, weil man so auch eher „unsichtbare“ Tiere entdecken kann.

Was passiert mit den Beobachtungen? Lassen diese schon Rückschlüsse auf das Zusammenleben zwischen Mensch und Wildtieren in der Stadt schließen? Wenn ja, wurden aus dem Projekt bereits Maßnahmen abgeleitet?

Noch haben wir zu wenig Beobachtungen, um daraus statistisch auswertbare Rückschlüsse auf das Zusammenleben zwischen Mensch und Wildtieren zu schließen. Aber durch die Einträge wird schon deutlich, dass es sehr viele Wildtierarten in Berlin gibt und dass man manche zu fast allen Tageszeiten „treffen“ kann. Außerdem kann man feststellen, dass sehr viele Menschen Wildtiere in der Stadt als Bereicherung für ihr Leben empfinden.

Kann man sich als Bürgerforscher*in darüber hinaus noch in das Projekt einbringen?

Was wir neben den Tiermeldungen gerne erreichen möchten, ist eine intensivere Teilnahme bei der Forschung: Es wäre toll, wenn sich noch mehr Bürger*innen bei der „Mitmachen“-Seite für speziellere Aufgaben, bzw. Projekte anmelden.

Womit ringen Sie in Ihrem Arbeitsalltag am meisten?

Mit dem Mangel an Zeit. Und – wie die meisten Citizen-Science-Projekte  mit der Anwerbung neuer Teilnehmender und einer langfristigen finanziellen Unterstützung des Projektes.

Mal ehrlich: Gab es auch Fehlversuche oder Enttäuschungen? Was würden Sie beim nächsten Mal anders machen?

Eine große Herausforderung ist immer die Bewerbung des Projektes. Ein anderes Problem ist die Finanzierung: Oft hängt ein Projekt z.B. an einer Doktorarbeit, die dann nach 3-4 Jahren beendet ist – aber die Teilnehmenden würden gerne noch weiter forschen und es wäre auch wissenschaftlich sinnvoll. Dies ist nicht möglich, weil das Geld fehlt. Leider kann man da als Projektkoordinator nicht viel machen...

„Die Neugier steht immer an erster Stelle eines Problems, das gelöst werden will“, weiß Galileo Galilei. Und darüber hinaus? – Was sind die 3 wichtigsten Eigenschaften, um bei dem Projekt mitzumachen?

  • Lust, mit offenen Augen und Ohren durch die Welt zu laufen

  • Begeisterungsfähigkeit für Wildtiere in der Stadt

  • Geduld beim Beobachten

Gummistiefel und Fernglas, Toolkit oder App – wie technisch versiert sollten Ihre Mitforscher sein?

Fotoapparat oder Handykamera und Zettel und Stift sind völlig ausreichend. Für manche Beobachtungen ist ein Fernglas nicht schlecht. Man kann aber auch die App nutzen und die Daten direkt eingeben. Für die „Mitmachen“-Projekte ist es sehr verschieden: da muss man bei den einzelnen Projekten nachschauen, was man mitbringen sollte – oft wird die nötige Ausrüstung von den Projekten gestellt.

Was kann man in Ihrem Projekt dazulernen?

Gaaaanz viel!

Auf der Seite finden sich viele Informationen zu Wildtieren in der Stadt und Tipps für ein gutes Zusammenleben. Außerdem gibt es viele Ratgeber zum Herunterladen von unseren Partnern, wie z.B. dem NABU oder der Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz.

Für die Meldungen gilt: Genaue Beobachtungsgabe und Geduld beim Tiere-Beobachten und  wenn man möchte – das wissenschaftliche Fährtenlesen. Das kann man auch z.B. bei Spurenspaziergängen mit unserer Partnerin Stefanie Argow von hiddentracks lernen.

Für die verschiedenen bürgerwissenschaftlichen Projekte gilt: Wie arbeiten Wissenschaftler*innen? Wie halte ich bestimmte standardisierte Abläufe ein und warum? Und natürlich viel über die Inhalte der jeweiligen Forschungsprojekte.

Ihr schönster Citizen-Scientist-Moment – wie war der? Was war der größte Erfolg der gemeinsamen Forschung?

Es gibt so viele schöne Momente! Schön ist es immer wieder, mit begeisterten Bürgerforscher*innen zu sprechen, die von ihren Erfahrungen, ihrem Wissen und Wissensdurst erzählen. Eine Teilnehmerin sagte mir nach einem Projekt, dass sie durch das Projekt verändert durch die Stadt liefe. Solche Aussagen machen mich froh.

Wo kann man Ergebnisse Ihres Projektes sehen?

Auf der Webseite, bzw. für die eingestellten bürgerwissenschaftlichen Projekte auf den dort angegebenen Seiten.

 

 

Florence Mühlenbein

Als Projektleiterin gestaltet und verantwortet Florence die Ausrichtung des Wettbewerbs. Zuvor war sie als Projektmanagerin bei mit:forschen! Gemeinsam Wissen schaffen tätig.