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Toolbox für einen erfolgreichen Co-Creation Prozess

24. November 2021 von Gastautor*in(nen)

Was ist wichtig, wenn man einen ko-kreativen Prozess plant? Ein Team von Wissenschaftler*innen der FH Münster hat eine Toolbox entwickelt, die mögliche Hemmnisse für die Zusammenarbeit identifiziert und Methoden zur Überwindung jener Hürden bereitstellt. Auf dem Forum Citizen Science 2021 haben die Wissenschaftler*innen bereits einen kleinen Einblick in ihre Arbeit geliefert. Auf dem Blog stellen sie die Ressource nochmals im Detail vor, die auch für die Planung und Umsetzung der Zusammenarbeit in Citizen-Science-Projekten wertvolle Anregungen liefert. 

Toolbox für einen erfolgreichen Co-Creation Prozess

Die aktuellen gesellschaftlichen Probleme - wie z.B. der Klimawandel - sind komplex und erfordern, dass Wissenschaft und Gesellschaft gemeinschaftlich Lösungsansätze finden. Unterschiedliche Standpunkte und Erfahrungshintergründe in ko-kreativen Prozessen sind hierfür eine Bereicherung, bringen aber auch Herausforderungen mit sich. Eine erfolgreiche Zusammenarbeit, in der die Diversität der Akteure den entscheidenden Erfolgsfaktor darstellt, entwickelt sich meistens nicht von selbst, sondern erfordert eine gute Planung. 

Transferhemmnisse erkennen 

Es bedarf der genaueren Betrachtung, welche Faktoren eine erfolgreiche Zusammenarbeit hemmen können. So sollte man sich dieser sogenannten Transferhemmnisse idealerweise bereits zu Beginn der Kooperation bewusst sein, um sie im Verlauf des Co-Creation-Prozesses möglichst zu vermeiden oder frühzeitig adressieren und mit der notwendigen methodischen Unterstützung überwinden zu können. Ein mögliches Transferhemmnis zu Beginn einer Kooperation stellt zum Beispiel das fehlende Bewusstsein gegenseitiger Kompetenzen dar. Auf der einen Seite wissen Akteure aus der Gesellschaft häufig nicht, welche Möglichkeiten Wissenschaftler*innen mitbringen, um Probleme identifizieren und lösen zu können. Auf der anderen Seite sind die wissenschaftlichen Methoden häufig zu komplex und zeitintensiv, um in der Praxis schnell und flexibel zum Beispiel auf Marktveränderungen reagieren zu können. So können also auch Differenzen in methodischen Herangehensweisen ein Hindernis bei transdisziplinären Kooperationen darstellen. 

Insgesamt zwölf Transferhemmnisse konnte ein Team von Wissenschaftler*innen der FH Münster University of Applied Sciences in Co-Creation Prozessen identifizieren. Dem Team lag es aber nicht nur daran, die möglichen Hemmfaktoren aufzuzeigen, sondern Leitgedanke des Projektes war es, eine wissenschaftliche und dennoch praxisnahe Sammlung von Methoden und Instrumenten zur Verfügung zu stellen, um reale, kontextsensitive und gesellschaftliche Herausforderungen zu bewältigen. 

Mit der Toolbox Transferhemmnisse überwinden

Aus dieser Methodensammlung ist das Toolbook, ein anschauliches Handbuch, und eine Toolbox -Webseite mit wichtigen Tools zum Überwinden von Transferhemmnissen entstanden. Dabei können das Toolbook und die Toolbox als ein Methodenbaukasten verstanden werden, mit dem die Hemmnisse projektbezogen und individuell überwunden werden können. Um zum Beispiel das fehlende Bewusstsein gegenseitiger Kompetenzen überwinden zu können, kann das Tool „Kompetenz Sonne“ verwendet werden. Diese Methode bietet eine einfache und kreative Art und Weise, etwas über den Charakter und die Kompetenzen einer anderen Person herauszufinden und Gemeinsamkeiten und Unterschiede einer Gruppe zu entdecken. Durch die gewonnenen Erkenntnisse soll die Teamfähigkeit gestärkt werden. 

Das Botschafter-Konzept hingegen ist ein Tool, um mangelnder Verstetigung und Nachhaltigkeit von Projektergebnissen entgegenzuwirken: Damit wertvolle Ergebnisse aus Projekten Bürger*innen erreichen, sollen Interessierte zu Botschafter*innen ausgebildet und diese somit als Multiplikatoren*innen dazu befähigt werden, Wissen zu verbreiten. Ziel des Konzepts ist es, Strukturen zu erschaffen, die eine selbstständige und nachhaltige Verbreitung spezifischen Wissens ermöglichen. Für die Umsetzung wählt man ein Thema, dass innerhalb einer Kommune gefördert werden soll, beispielsweise die Förderung eines gesunden Lebensstils. Daraufhin werden Bürger*innen rekrutiert, die Interesse an dem ausgewählte Thema aufweisen, in diesen Bereichen bereits aktiv und dazu bereit sind Informationen an andere Personen weiterzugeben. In mehrwöchigen Seminareinheiten werden diese dann zu Botschafter*innen ausgebildet. Sie lernen konkrete Inhalte und Methoden, die sie bei der Arbeit unterstützen ihr Wissen über das entsprechende Thema weiterzugeben. 

Die Toolbox trägt dazu bei, kooperativen Projekten zwischen Wissenschaft und Gesellschaft zum Erfolg zu verhelfen, indem sie durch einen verbesserten methodischen Zugang und eine anforderungsgerechte Begleitung die Zusammenarbeit in transdisziplinären Kooperationen mit dem notwendigen „Handwerkszeug“ ausstattet, die Herausforderungen unserer Gesellschaft erfolgreich anzugehen. Denn nur gemeinsam können Antworten auf die Herausforderungen unserer Zeit gefunden werden. #gemeinsam.zukunft.gestalten

Kurzer Hintergrund zur Entstehung der Toolbox 

Das Toolbook ist im Rahmen des münster.land.leben Projekts der FH Münster (University of Applied Sciences) entstanden, welches von der Bund-Länder-Initiative Innovative Hochschule gefördert wird. Im Rahmen des Projektes stellt sich die Hochschule zusammen mit über 75 weiteren Partner*innen einer großen gesellschaftlichen Aufgabe: Gesundheit, Teilhabe und Wohlbefinden im ländlichen Raum zu verbessern. Als Teilprojekt hat das Teilvorhaben „Science Marketing“ auf wissenschaftlich-analytischer Ebene einen Beitrag geleistet, indem es untersucht hat, welche Hemmnisse bei Kooperationen zwischen Hochschulen und gesellschaftlichen Akteuren entstehen und wie man diese adressieren und überwinden kann.

Hier geht es zur Toolbox!

Hier kann das Buch "Das Co-Creation Toolbook - Methoden für eine erfolgreiche Kooperation zwischen Hochschule und Gesellschaft" kostenlos heruntergeladen werden.


Die Autor*innen des Artikels sind Kerstin Kurzhals und Katrin Uude. 

Dr. Kerstin Kurzhals ist Nachwuchsprofessorin für Science-to-Society - Innovation, Engagement und Co-Creation an der Münster School of Business (MBS). Als Leiterin der Forschungsgruppe Science-to-Society und wissenschaftliche Leitung des Teilprojektes „Science Marketing“ im münster.land.leben liegt ihr Forschungsinteresse in der Entwicklung neuer Wege zur Verbesserung der Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft.

Katrin Uude ist Research Assistent und Promovendin in der Research Line Science-to-Society des Science-to-Business Marketing Research Centres (S2BMRC) an der FH Münster. Im münster.land.leben ist sie im Teilvorhaben „Science Marketing – Modelle, Strategien, Instrumente für Science/Society“ tätig.

An der Entwicklung der Toolbox mitgearbeitet haben zudem Choiwai Maggie Chak, Eva Sormani und Madleen Banze:

Choiwai Maggie Chak, ist Forscherin und kooperative Doktorandin an der FH Münster und der Forschungsgruppe Change Management & Organizational Behaviour der Universität Twente.

Eva Sormani ist seit 2018 als Forscherin und wissenschaftliche Mitarbeiterin am Science-to-Business Marketing Research Centre der FH Münster tätig und schreibt eine kooperative Doktorarbeit über Nudging im Bereich Science-to-Society in Zusammenarbeit mit der Freien Universität in Amsterdam.

Madleen Banze ist Projektmitarbeiterin am Science-to-Business Marketing Research Centre der FH Münster. Hierbei ist sie hauptsächlich an der operativen Umsetzung des münster.land.leben beteiligt und hat maßgeblich bei der Erstellung, Konzeptionierung und Umsetzung des Toolbooks mitgewirkt.

Gastautor*in(nen)

Auf dem Blog von Bürger schaffen Wissen laden wir Gastautor*innen ein über ihre Perspektive auf Citizen Science und jeweilige Themenschwerpunkte zu berichten. Gastbeiträge spiegeln nicht zwangsläufig die Meinung der Redaktion wider.