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Warum sprechen alle über Daten? Und worüber reden sie eigentlich? – Teil 2

06. Februar 2020 von Gastautor*in(nen)

Eine kurzer Rückblick

Dies ist der zweite Beitrag zum Thema Citizen Science und Daten. Er folgt dem einleitenden Blogpost, den wir am 02. Dezember 2019 veröffentlicht haben. Im Folgenden präsentieren wir Einblicke in ausgewählte Ergebnisse der bereits aktiven Expertengruppen (siehe auch Abbildung 1), und geben einige Handlungsvorschläge. Soweit nicht explizit gekennzeichnet, sind die verlinkten Informationen in englischer Sprache verfasst.

Einblicke in ausgewählte Ergebnisse der Expertengruppen

Zu den interessantesten Ergebnissen der bereits im ersten Blogpost vorgestellten Expertengruppen gehören unter anderem:

  • Einigungen über die organisatorischen Aspekte zur Erstellung von Citizen-Science-Daten und -Metadatenstandards. Während der Europäischen Citizen-Science-Konferenz 2018 in Genf, verständigten sich Vertreter*innen der verschiedenen Citizen-Science-Verbände auf die sogenannte "Genfer Erklärung zu Citizen Science-Daten und -Metadatenstandards", welche die Grundlage für eine internationale Empfehlung und Zusagen zur Entwicklung von Daten und Metadaten für Citizen Science bildet.

     
  • Den grundlegenden Metadatenstandard für die öffentliche Beteiligung an der wissenschaftlichen Forschung (in English: „Public Participation in Scientific Research“ - PPSR) kann als aktueller Stand der tatsächlich verfügbaren Standards zur Beschreibung von Citizen-Science-Projekten und -Datensätzen betrachtet werden. Während die letzte vereinbarte Fassung aus dem Jahr 2017 stammt, gibt es - insbesondere von der Expertengruppe der COST-Aktion für Citizen Science - anhaltende Bemühungen, ihre konzeptionelle Struktur zu verbessern und ihre Attribute im Lichte der oben genannten Genfer Erklärung zu erweitern. Die neuesten Entwicklungen zu diesem Thema stehen in den offiziellen GitHub-Seiten dieser Initiative bereit.

     
  • Wenn es um Standards für Citizen-Science-Daten geht, so wurden detaillierte Arbeiten in den Bereichen Biodiversität und Geoinformation durchgeführt. Letzteres bezieht sich insbesondere auf Informationen, die explizite Verweise auf einen Standort enthalten. Insbesondere die Arbeitsgruppe Citizen Science der Informationsstandards für Biodiversität (TDGW) befasst sich mit der den möglichen Anwendungen ihres Datenstandards: Darwin Core. Detailliertes Material ist auf ihrem GitHub-Seiten verfügbar. Die Citizen-Science-Gruppe des Open Geospatial Consortium (OGC) veröffentlicht derzeit ihren ersten Bericht über die Verwendung von Standards aus dem Bereich der Geoinformatik für Citizen Science. Der finale Bericht wird in Kürze in ihrem offiziellen Wiki veröffentlicht werden.

     
  • Eines der meist diskutierten Themen in Bezug auf Citizen Science ist die Datenqualität. Die US-amerikanische Umweltschutzbehörde (EPA) hat kürzlich ein Handbuch zur Qualitätssicherung mit Leitfäden und Beispielen auf ihrer Webseite veröffentlicht. Damit stellen sie wertvolle und benutzerfreundliche Materialien zur Verfügung, mit deren Hilfe ein Projekt so geplant und gestaltet werden kann, dass es genau definierten Zwecken entspricht (z. B. dem Umweltmonitoring oder der Einhaltung von rechtlichen Rahmenbedingungen).

     
  • In jüngster Zeit sind rechtliche Fragen in Bezug auf die Verwendung von Citizen-Science-Daten in den Vordergrund gerückt – dies insbesondere im Hinblick auf personenbezogene Daten. Die Allgemeine Datenschutzverordnung (DSGVO) wurde 2018 von der Europäischen Union erlassen und ist im vergangenen Jahr in Kraft getreten. Sie wirft die herausfordernde Frage der DSGVO-Konformität von Citizen Science auf, da die Bürger*innen, die an vielen Citizen-Science-Aktivitäten teilnehmen, personenbezogene Daten wie Standortdaten und im Falle einer Registrierung zumindest ihre E-Mails teilen. Im vergangenen Jahr fand ein deutschsprachiger Workshop über die rechtlichen Rahmenbedingungen für Citizen Science statt. Die 2019 begonnenen Diskussionen werden im März diesen Jahres unter dem Dach der Citizen Science COST-Aktion auf europäischer Ebene weitergeführt. Einzelheiten zu der Veranstaltung sind hier verfügbar.

Für weitere Referenzen empfehlen wir außerdem, das von ECSA als Teil ihrer öffentlichen Webseite bereitgestellte Material. Hier finden Sie zum Beispiel Erläuterungen und Anleitungen zum Umgang mit geistigem Eigentum oder zur allgemeinen Datenverwaltung.

Nutzen Sie das Wissen für Ihre eigene Citizen-Science-Arbeit: eine kleine Handlungsempfehlung

Wir empfehlen Ihnen, die verschiedenen oben genannten Expertengruppen näher kennen zu lernen, um mehr darüber zu erfahren, welche Arbeit für Ihre eigenen Aktivitäten am relevantesten sein könnte. Bisher gibt es keinen gemeinsamen Zugangspunkt für das gesamte vorhandene Wissen. Die verschiedenen Gruppen bieten ein weit verbreitetes Netzwerk mit unterschiedlichen Einstiegspunkten, die alle auf die jeweiligen Mitglieder zugeschnitten sind und somit die unterschiedlichen Interessen berücksichtigen. Natürlich verwenden sie je nach primärer Zielgruppe auch unterschiedliche Sprachen (Vokabulare). Für den Anfang empfehlen wir, sich an die nächstgelegenen Interessengemeinschaften zu wenden. Darüber hinaus sollten die Citizen-Science-Netzwerke in Ihrer Region in der Lage sein, weitere Informationen bereitzustellen. Für Deutschland wären dies "Bürger schaffen Wissen", für Österreich "Österreich forscht", für die Schweiz "Science et Cité" und für Europa die "European Citizen Science Association (ECSA)" mit Sitz im Museum für Naturkunde (MfN) in Berlin.

Schlussbemerkung

Lassen Sie uns zum Abschluss dieses Artikels wiederholen, dass die Citizen-Science-Arbeitsgruppen von Natur aus sehr unterschiedlich sind, ebenso wie die gesamten Expertengruppen und die individuellen Hintergründe und Bedürfnisse der einzelnen Teilnehmenden. Dies ist (ein Teil) der Faszination von Citizen Science, fordert aber auch die Entwicklung gemeinsamer, interdisziplinärer Lösungen heraus. Dies gilt insbesondere für das Verständnis und die Weiterverwendung bestehender Lösungen (Normen, Richtlinien, Methoden, Werkzeuge etc.). Die Situation gilt sowohl im Bezug auf Citizen-Science-Daten als auch für allgemeinere Fragestellungen.

Wir hoffen, dass einige dieser Informationen hilfreich sind, um Personen und Lösungen zu finden, die für Ihre Arbeit relevant sind. Bitte teilen Sie uns Ihre Meinung mit, indem Sie diesen Beitrag kommentieren. Auf diese Weise können Sie auch auf andere Arbeitsgruppen verweisen, die sich mit Citizen-Science-Daten und verwandten Themen befassen oder zusätzliche Materialien bereitstellen.

Karte mit einigen Hauptakteuren in Europa, Australien, den USA und global

Abbildung 1: Karte mit einigen Hauptakteuren in Europa, Australien, den USA und global.

Autor*innen: 

Dr. Sven Schade arbeitet als Wissenschaftler bei der Europäischen Kommission. Mit einem Hintergrund in Geoinformatik und Wissensmodellierung gilt sein Interesse vor Allem der Integration von unteschiedlichen Datenquellen, der multidisziplinären Forschung, und der Bürgerbeteiligung in der Wissenschaft. https://orcid.org/0000-0001-5677-5209

Dr. Chrisa Tsinaraki arbeitet als Wissenschaftlerin bei der Europäischen Kommission. Mit einer Ausbildung in Informatik, Datenmanagement und Modellierung konzentriert sich ihre Arbeit vor Allem auf die Datenintegration, der multi- und trans-disziplinären Forschung, sowie den Bürgerwissenschaften. https://orcid.org/0000-0002-6012-0835

Gastautor*in(nen)

Auf dem Blog von Bürger schaffen Wissen laden wir Gastautor*innen ein über ihre Perspektive auf Citizen Science und jeweilige Themenschwerpunkte zu berichten. Gastbeiträge spiegeln nicht zwangsläufig die Meinung der Redaktion wider.