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Nachgeforscht bei Rainer Kiko von PlanktonID

23. Januar 2018 von Artur Krutsch
Rainer Kiko beim Einbau einer druckfesten Unterwasserkamera in eine Messsonde. Foto: Sunke Schmidtko
Rainer Kiko beim Einbau einer druckfesten Unterwasserkamera in eine Messsonde. Foto: Sunke Schmidtko

In unserer Reihe Nachgeforscht schnuppern wir mit euch in die Citizen-Science-Projekte auf unserer Plattform rein. Regelmäßig stellen wir eine Projektinitiatorin oder einen Projektinitiator vor und sprechen über ihre oder seine Idee, wie sie Wirklichkeit wurde und worauf es beim Mitforschen ankommt. Diesmal mit:

Dr. Rainer Kiko ist Initiator und Leiter von PlanktonID. Am GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel erforscht er biogeochemische (also chemische, biologische und physikalische) Prozesse im Ozean.

Wo sind Sie zum ersten Mal mit Citizen Science in Berührung gekommen und was hat Sie bewegt, dabei zu bleiben?

Ca. 2010 habe ich von zooniverse.org und planktonportal.org erfahren, den Vorreitern von Online Citizen Science im englischen Sprachraum und fand den Ansatz sehr faszinierend. Mit PlanktonID engagieren konnte ich mich aber erst kürzlich, nachdem wir genug Planktonbilder gesammelt hatten und sich auch eine Möglichkeit zur Förderung der Arbeiten ergeben hat.

Wie kam Ihnen die Idee zu Ihrem Projekt? Und warum wollen Sie Bürgerbeteiligung?



Aktuelle Entwicklungen in der Bilderkennung ermöglichten es uns eine neuartige, sehr schnelle Art der Bildvalidierung von Zooplankton zu testen. Das wollte ich dann unbedingt online ausprobieren, weil es mir selbst auch großen Spaß macht, aber auch weil wir eine schier unendliche Anzahl von Bildern validieren müssen. Dies ist ohne Bürgerbeteiligung und der im Hintergrund laufenden Weiterentwicklung der Bilderkennung im Grunde nicht möglich. Daher ist PlanktonID so ein spannendes Projekt für mich.

Worum geht es in Ihrem Projekt?

Auf planktonid.geomar.de können Bürgerinnen und Bürger in einem memory-artigen Spiel uns dabei helfen, einen riesigen Bilddatensatz von Zooplanktonorganismen zu sortieren. Die Bilder wurden mit einer Unterwasserkamera gemacht und stammen aus bis zu 6000 Meter Tiefe. Da die Kamera fast ständig irgendwo auf den Weltmeeren auf einem Forschungsschiff unterwegs ist, gibt es immer wieder Nachschub.

Womit ringen Sie in Ihrem Arbeitsalltag am meisten?

Mit der Bewältigung einer Vielzahl von verschiedenen Aufgaben. So habe ich mich heute darum gekümmert, den Transport unsere Unterwasserkamera auf die RV Meteor in Catania, Sizilien zu organisieren, verschiedene Mitarbeitergespräche geführt, an einem Antrag geschrieben und einem Kollegen beim Programmieren geholfen. Hierbei kommt dann oft meine eigentliche Aufgabe, die Forschung und Analyse von Daten und das Verfassen wissenschaftlicher Artikel, etwas kurz.

Mal ehrlich: Gab es auch Fehlversuche oder Enttäuschungen? Was würden Sie beim nächsten Mal anders machen?

Bei PlanktonID selbst ist bisher wenig schief gelaufen. Wir haben ein tolles Team, werden auch im Institut und von Kollegen super unterstützt und vor allem haben wir eine Menge sehr engagierter Mitspielerinnen und Mitspieler. Generell gibt es im Forschungsalltag schon einige Enttäuschungen, wenn z.B ein Forschungsantrag nicht genehmigt wird oder ein Experiment doch nicht so klappt wie erhofft. Aber auch viele positive Erlebnisse: Wenn ein Artikel publiziert wird, neue spannende Daten endlich zur Verfügung stehen oder die nächste Forschungsreise ansteht.

„Die Neugier steht immer an erster Stelle eines Problems, das gelöst werden will“, weiß Galileo Galilei. Und darüber hinaus? – Was sind die 3 wichtigsten Eigenschaften, um bei dem Projekt mitzumachen?

Spaß am Memoryspielen oder Puzzeln, ein genaues Auge und etwas Geduld und Zeit werden gebraucht um die Planktonorganismen zu identifizieren. Aber aufgrund der eingebauten Qualitätskontrollen kann niemand etwas falsch machen. Wir sind froh über jede Teilnehmerin und jeden Teilnehmer.

Gummistiefel und Fernglas, Toolkit oder App – wie technisch versiert sollten Ihre Mitforscher sein?

PlanktonID ist ein reines Online-Projekt, von daher sind keine technischen Fähigkeiten nötig, einfach anmelden und los geht’s!

Was kann man in Ihrem Projekt dazulernen?

Es gibt ein Vielzahl an Informationen zu Zooplankton und unserer Arbeit online auf unserer Seite und auch einige Links zu weiterführenden Seiten. Verschiedene Badges, die im Laufe des Projektes erspielt werden können, liefern weitere Informationen zu spannenden Meeresorganismen wie zum Beispiel der Tiefseequalle ‚Periphylla’. Und über planktonid@geomar.de kann man uns natürlich auch erreichen und mit Fragen zum Plankton löchern.

Ihr schönster Citizen-Scientist-Moment – wie war der? Was war der größte Erfolg der gemeinsamen Forschung?

Der schönste Citizen-Science-Moment war vor knapp einem Jahr, als unser Projekt endlich online ging und wir wirklich auch gleich eine Menge Mitstreiterinnen und Mitstreiter gefunden haben, die uns toll unterstützen. Ich schaue fast täglich, ob wir neue Mitspieler haben und wie viele Bilder sortiert wurden. Erreicht haben wir eine Menge. So haben wir, glaube ich, zum ersten Mal die Online-Sortierung von Plankton in einer für interessierte Laien einfach zugänglichen Form ermöglicht. Hierbei wurden nun bereits über 3 Millionen Bilder sortiert und wir konnten anhand dieser Daten schon zeigen, dass unsere anfängliche Hypothese, dass Rhizaria in allen Auftriebsgebieten häufig sind, sich bewahrheitet hat.

Wo kann man Ergebnisse Ihres Projektes sehen?

Auf planktonid.geomar.de/de/Daten und planktonid.geomar.de/de/Outcome haben wir bereits eine Vielzahl unserer Ergebnisse veröffentlicht. Jeder Mitspieler besitzt auch eine eigene Profilseite auf der seine Nutzerstatistiken dargestellt werden. Die weitere Auswertung der Daten findet derzeit statt und wir hoffen noch in diesem Jahr auch einen wissenschaftlichen Artikel über unser Projekt verfassen zu können.

Artur Krutsch

Artur Krutsch war bis Januar 2018 als Projektmanager und Online-Redakteur für Bürger schaffen Wissen tätig.