FLOW: Fließgewässer erforschen - gemeinsam Wissen schaffen
In der Feldsaison 2021 umfasst unser Untersuchungsgebiet neben Sachsen auch die Bundesländer Sachsen-Anhalt und Thüringen. Die Umsetzung des Gewässermonitorings läuft in Gruppen von jeweils 8-15 Personen. Wenn Sie mit einer Gruppe teilnehmen möchten und sich anmelden, schlagen wir Ihnen eine geeignete Gewässer-Probestelle in Ihrem Umkreis vor. Zur Evaluation des Projekts führen wir eine dreiteilige Online-Befragung aller Teilnehmenden durch. Weitere Informationen zum Projekt und zur Anmeldung finden Sie auf der Projektseite www.idiv.de/flow. Wir freuen uns auf Sie!

Julia von Gönner
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Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) Leipzig
Deutsches Zentrum für integrative Biodiversitätsforschung (iDiv) Halle-Jena-Leipzig

BUND
Sächsische Landesstiftung Natur und Umwelt (LaNU)

Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU)
Worum geht es in diesem Projekt?
Wissenschaftlich nutzbare Daten zum ökologischen Zustand von kleinen Flüssen und Bächen sind in Deutschland nur lückenhaft vorhanden. Ziel des Fließgewässer-Monitorings FLOW ist es, dies gemeinsam mit interessierten Bürgerforschenden aus Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen (Schüler*innen ab Klasse 10, Erwachsene) zu ändern. Mit euch zusammen wollen wir folgende Parameter an den Probestellen untersuchen: 1) Gewässerstrukturgüte (u.a. Gewässerverlauf, Gewässersohle, Strömungsbild, Ufervegetation, umgebende Landnutzung); 2) Zusammensetzung der Lebensgemeinschaft wirbelloser Kleintiere und Insekten (Makrozoobenthos) zur Ermittlung der Pestizidbelastung des Gewässers über einen Bioindikator. Bioindikatoren sind anspruchsvolle Arten, die nur in einem Lebensraum vorkommen, wenn eine bestimmte Kombination an Umweltfaktoren vorhanden ist. Sie reagieren besonders empfindlich auf Änderungen in ihrem Lebensraum und können als Zeigerarten für bestimmte Umweltfaktoren oder –belastungen eingesetzt werden (z.B. bestimmte Köcher- und Steinfliegenlarven als Indikatoren für gute Sauerstoffsättigung und geringe Schadstoffbelastung im Gewässer). 3) Punktuelle Messung der Nährstoffbelastung (u.a. Nitrat, Phosphat). Die Daten werden vom UFZ Leipzig überprüft und in Studien zum ökologischen Zustand von Bächen in Deutschland miteinbezogen.
Wie können Bürger*innen mitforschen?
Das FLOW-Monitoring richtet sich an alle, die sich für Fließgewässer und die ökologische Datenerhebung im Gelände interessieren. Wir bieten ein Aktionsheft mit den nötigen Hintergrundinformationen sowie vorbereitende Trainings für alle Projektgruppen an (Dauer ca. 2 Std.), in denen alle Methoden erklärt und geübt werden. Die Gewässeruntersuchungen (Dauer jeweils ca. 4 Std., jedes Jahr im Aktionszeitraum von April bis Juli) werden in 2021 alle vom FLOW-Team begleitet. Dabei bewerten die Freiwilligen die Gewässerstruktur, führen chemische Messungen durch und bestimmen im Wasser lebende, wirbellose Tiere mit Hilfe analoger und digitaler Bestimmungsschlüssel. Alle nötigen Materialien werden durch das Umweltmobil der Sächsischen Umweltstiftung an den Probestellen zur Verfügung gestellt. Sie können sich hier mit Ihrer Gruppe zum Projekt anmelden: https://home.uni-leipzig.de/idiv/flow/register.php
Was passiert mit den Ergebnissen?
Die Ergebnisse aller Gewässeruntersuchungen werden im FLOW-Onlineportal hochgeladen, wo für jede Probestelle ein Punkt in einer Übersichtskarte eingetragen wird. Dazu stufen die Freiwilligen die Gewässerstrukturgüte, die Pestizidbelastung (über einen Bioindikator) und die Nährstoffbelastung ihrer Probestellen in jeweils eine der fünf Gewässergüteklassen nach europäischer Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) ein. Am Ende der Messkampagne werden alle Projektgruppen im Herbst 2021 zu einer Teilnehmendenkonferenz in Leipzig eingeladen, um gemeinsam die Gesamtergebnisse zu interpretieren und um entsprechende Ansätze zum (lokalen – regionalen) Gewässerschutz zu diskutieren.
Wozu trägt die Forschung bei?
Um ökologisch verarmte Gewässerabschnitte und stark belastete Einzugsgebiete zu identifizieren, ist eine standardisierte Bestandsaufnahme nötig, die möglichst flächendeckende Daten zum ökologischen Zustand von Bächen und Kleinflüssen liefert. Nur so können angepasste Fließgewässerschutz- und Renaturierungsmaßnahmen (z.B. Rückbau von Begradigung und Uferbefestigung, Uferbepflanzung und Anlegen eines Gewässerrandstreifens, Einbringen von Strukturelementen oder Kies in die Gewässersohle) abgeleitet und politisch durchgesetzt werden. Ein standardisiertes Gewässermonitoring kann von wissenschaftlichen Instituten und Umweltbehörden an einzelnen Probestellen, aber nicht flächendeckend geleistet werden. Deswegen suchen wir Engagiertengruppen, die sich aktiv am Fließgewässermonitoring beteiligen möchten! Das Umweltbundesamt (UBA) ist sehr an unseren Ergebnissen interessiert und wir stehen in Kontakt mit den Landesämtern für Umwelt in den beteiligten Bundesländern.
Was sind die (Zwischen-)Ergebnisse des Projekts?
...in 2020 konnten wir aufgrund von Corona zwar weniger Feldeinsätze mit Freiwilligengruppen durchführen als geplant, aber diese waren sehr erfolgreich (vgl. Online-Projektkarte https://home.uni-leipzig.de/idiv/flow/map/) In 2021 freuen wir uns, gemeinsam mit dem BUND in eine neue Feldsaison mit zahlreichen Gewässerbewertungen zu starten!