FLOW: Fließgewässer erforschen - gemeinsam Wissen schaffen
Seit Frühjahr 2022 findet das Projekt deutschlandweit statt. Die Umsetzung des Gewässermonitorings läuft jedes Jahr von April bis Juli in Gruppen von jeweils 8-15 Personen. Wenn Sie mit einer Gruppe teilnehmen möchten und sich anmelden, schulen wir Sie zu den Feldmethoden und unterstützen Sie bei der Auswahl einer geeigneten Probestelle in Ihrem Umkreis. Zur Evaluation des Projekts führen wir eine dreiteilige Online-Befragung aller Teilnehmenden durch. Weitere Informationen zum Projekt und zur Anmeldung finden Sie auf der Projektseite www.flow-projekt.de. Wir freuen uns auf Sie!

Julia von Gönner
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Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) Leipzig
Deutsches Zentrum für integrative Biodiversitätsforschung (iDiv) Halle-Jena-Leipzig

Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V. (BUND)
Sächsische Landesstiftung Natur und Umwelt (LaNU)

Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU)
Worum geht es in diesem Projekt?
Wissenschaftlich nutzbare Daten zum ökologischen Zustand von kleinen Flüssen und Bächen sind in Deutschland nur lückenhaft vorhanden. Ziel des Fließgewässer-Monitorings FLOW ist es, dies gemeinsam mit interessierten Bürgerforschenden aus Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen (Schüler*innen ab Klasse 10, Erwachsene) zu ändern. Mit euch zusammen wollen wir folgende Parameter an den Probestellen untersuchen: 1) Gewässerstrukturgüte (u.a. Gewässerverlauf, Gewässersohle, Strömungsbild, Ufervegetation, umgebende Landnutzung); 2) Zusammensetzung der Lebensgemeinschaft wirbelloser Kleintiere und Insekten (Makrozoobenthos) zur Ermittlung der Pestizidbelastung des Gewässers über einen Bioindikator. Bioindikatoren sind anspruchsvolle Arten, die nur in einem Lebensraum vorkommen, wenn eine bestimmte Kombination an Umweltfaktoren vorhanden ist. Sie reagieren besonders empfindlich auf Änderungen in ihrem Lebensraum und können als Zeigerarten für bestimmte Umweltfaktoren oder –belastungen eingesetzt werden (z.B. bestimmte Köcher- und Steinfliegenlarven als Indikatoren für gute Sauerstoffsättigung und geringe Schadstoffbelastung im Gewässer). 3) Punktuelle Messung der Nährstoffbelastung (u.a. Nitrat, Phosphat). Die Daten werden vom UFZ Leipzig überprüft und in Studien zum ökologischen Zustand von Bächen in Deutschland miteinbezogen.
Wie können Bürger*innen mitforschen?
Das FLOW-Monitoring richtet sich an alle, die sich für Fließgewässer und die ökologische Datenerhebung im Gelände interessieren. Wir bieten ein Aktionsheft mit den nötigen Hintergrundinformationen sowie vorbereitende Online- und vor-Ort-Trainings für alle Projektgruppen an, in denen die Feldmethoden erklärt und geübt werden. Die Gewässeruntersuchungen finden jedes Jahr im Aktionszeitraum von April bis Juli statt. Dabei bewerten die Freiwilligen die Gewässerstruktur, führen chemische Messungen durch und bestimmen im Wasser lebende, wirbellose Tiere mit Hilfe analoger und digitaler Bestimmungsschlüssel. Wir stellen ein Materialpaket zur Durchführung der Gewässeruntersuchung zur Verfügung.
Was passiert mit den Ergebnissen?
Die Freiwilligen stufen die Gewässerstrukturgüte, die Pestizidbelastung (über einen Bioindikator) und die Nährstoffbelastung ihrer Probestellen jeweils in eine der fünf Gewässergüteklassen nach europäischer Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) ein. Die Ergebnisse aller Gewässeruntersuchungen werden in der FLOW Web-Applikation https://webapp.ufz.de/flow/ hochgeladen. Am Ende jeder Messkampagne werden alle Freiwilligengruppen Projektkonferenz eingeladen, um gemeinsam die Gesamtergebnisse zu interpretieren und um entsprechende Ansätze zum (lokalen – regionalen) Gewässerschutz zu diskutieren.
Wozu trägt die Forschung bei?
Um ökologisch verarmte Gewässerabschnitte und stark belastete Einzugsgebiete zu identifizieren, ist eine standardisierte Bestandsaufnahme nötig, die möglichst flächendeckende Daten zum ökologischen Zustand von Bächen und Kleinflüssen liefert. Nur so können angepasste Fließgewässerschutz- und Renaturierungsmaßnahmen (z.B. Rückbau von Begradigung und Uferbefestigung, Uferbepflanzung und Anlegen eines Gewässerrandstreifens, Einbringen von Strukturelementen oder Kies in die Gewässersohle) abgeleitet und politisch durchgesetzt werden. Ein standardisiertes Gewässermonitoring kann von wissenschaftlichen Instituten und Umweltbehörden an einzelnen Probestellen, aber nicht flächendeckend geleistet werden. Deswegen suchen wir Engagiertengruppen, die sich aktiv am Fließgewässermonitoring beteiligen möchten! Das Umweltbundesamt (UBA) ist sehr an unseren Ergebnissen interessiert und wir stehen in Kontakt mit den Landesämtern für Umwelt in den beteiligten Bundesländern.
Was sind die (Zwischen-)Ergebnisse des Projekts?
In 2022 waren deutschlandweit etwa 70 FLOW-Gruppen unterwegs und haben Bäche untersucht. Das ist ein großer Erfolg- und nächstes Jahr geht es mit erfahrenen und neuen Gruppen weiter!