Gemeinsam Gedächtnis erforschen
Julian Haupenthal
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neotiv GmbH

Otto-von-Guericke Universität Magdeburg

Deutsches Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen DZNE
Worum geht es in diesem Projekt?
Gedächtnisstörungen sind wichtige Indizien für eine Alzheimererkrankung. Doch die genaue Messung von Gedächtnisstörungen ist eine große wissenschaftliche und medizinische Herausforderung und gelingt derzeit nur unzureichend. Das liegt daran, dass die Gedächtnisleistung Schwankungen unterliegt, die unabhängig von Alzheimer durch Lebensstilfaktoren wie Stress, Schlaf oder Ernährung und durch diverse Gesundheitsfaktoren hervorgerufen werden. Wenn Forscherinnen und Forscher diese Schwankungen der Gedächtnisleistung im Alltag besser verstehen, werden sie in der Lage sein, genaueres Verfahren zur Messung von Gedächtnisstörungen zu entwickeln. Genau um diese Alltags-Schwankungen geht es in dieser Studie. Teilnehmende können spezifische Gedächtnisfunktionen durch regelmäßige spielerische Testungen in einer App messen und selbst Schwerpunkte für die Forschung legen. Der erste Forschungsschwerpunkt liegt auf dem Einfluss des Schlafverhaltens und von Grippeerkrankungen auf das Gedächtnis. Ziel des Projektes ist es nicht nur, der Forschung wegbereitende Daten für Vorsorgemethoden der Zukunft zu liefern, sondern auch Bürgerinnen und Bürger für dieses wichtige und manchmal schwer zugängliche und emotionale Thema zu sensibilisieren und zu informieren. Zur Durchführung der Studie kooperiert die neotiv GmbH, eine wissenschaftliche Ausgründung der Otto-von-Guericke Universität, mit dem Deutschen Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE), um eine unabhängige Analyse der Ergebnisse zu gewährleisten.
Wie können Bürger*innen mitforschen?
Bürgerinnen und Bürger ab 18 Jahren können sich eine App für das Smartphone mit Ios und Android Betriebssystem herunterladen und einen Bürgerforschungs-Account erstellen. Mit Hilfe der App können dann einmal pro Woche einfache spielerische Gedächtnistestungen durchgeführt werden, die jeweils ca. 15 Minuten dauern. Diese Testungen werden durch einfache Gesundheitsfragebögen zum Schlafverhalten und Grippeerkrankungen, sowie zu kognitiven Funktionen ergänzt, die auch nur wenige Minuten in Anspruch nehmen. Weiterhin sammelt die App Feedback zu möglichen anderen Interessen und Erfahrungen der Teilnehmenden, um in Zukunft andere Schwerpunkte zu ermöglichen. Der erste Untersuchungszeitraum beträgt 4 Monate, wenn Bürger diesen abgeschlossen haben, können Sie an weiteren Untersuchungen zu anderen Fragestellungen weitermachen.
Was passiert mit den Ergebnissen?
Die Ergebnisse der Testungen werden durch die App anonym und nach höchsten Datenschutzstandards gespeichert. Zum Zweck der wissenschaftlichen Analyse werden die Ergebnisse an wissenschaftliche Partner, das Deutsche Zentrum für neurodegenerative Erkrankungen DZNE und das Institut für kognitive Neurologie und Demenzforschung IKND der Otto-von-Guericke Universität weitergeleitet. Über den jeweiligen Stand der Studie und wissenschaftliche Erkenntnisse informiert die Projektwebsite. Ziel ist es, unabhängige wissenschaftliche Veröffentlichungen zu erzeugen. Feedback der Teilnehmenden aus dem laufenden Projekt beeinflusst weiterführende Untersuchungen auf derselben technischen Plattform. Der partizipative Prozess wird auf der Projektwebsite beschrieben.
Wozu trägt die Forschung bei?
Um in Zukunft Gedächtnisprobleme im Kontext einer dementiellen Erkrankung wie zum Beispiel Alzheimer früh erkennen und einordnen zu können, ist es notwendig zu verstehen, wie sich alltägliche gesundheitliche und lebensstilbedingte Faktoren auf das Gedächtnis auswirken. Diese Schwankungen müssen umfangreich erforscht werden, um sie von neurologischen Erkrankungen unterscheiden zu können. Mit dieser Forschung wird die Grundlage geschaffen um in Zukunft abgestimmt und proaktiv Vorsorge betreiben zu können, mit deren Hilfe laut aktuellen Studien bist zu ein Drittel aller Demenzerkrankungen verhindert werden könnte. Weiterhin erlaubt das Projekt auch Interessen und Bedürfnisse der Bürgerinnen und Bürger im Kontext der Kognition besser zu verstehen und sensibilisiert die Bevölkerung für dieses wichtige Thema.
Was sind die (Zwischen-)Ergebnisse des Projekts?
„Gemeinsam Gedächtnis erforschen“ ist bereits ein voller Erfolg. Wir bedanken uns herzlich bei den fast 2000 aktiven Teilnehmern für 7900 absolvierte Tests. In einem ersten Schritt wurde nun die Zusammensetzung der Testgruppe und das Testverhalten der Proband*innen untersucht. So zeigt es sich, das rund 72% der Teilnehmer*innen weiblich sind. Das Alter der meisten Teilnehmer*innen liegt um 60 Jahre, wobei sich sogar einige Proband*innen zwischen 80 und 90 Jahren engagiert haben. Auch die langfristige Beteiligung der Teilnehmer*innen hat uns positiv überrascht. Alle drei Testgruppen sind gut dabeigeblieben und hunderte Teilnehmer*innen haben die Studie über alle 15 Testungen durchgeführt. Der Zusammenhang der getesteten Gedächtnisfunktionen und grippaler Infekte sowie des Schlafverhaltens der Teilnehmer*innen befindet sich grade in der Analyse. Auch hier zeichnen sich erste vielversprechende Erkenntnisse ab und es wird deutlich wie wertvoll der Beitrag jedes einzelnen Teilnehmers und jeder einzelnen Teilnehmerin für die Forschung ist. Sobald die Auswertung abgeschlossen ist werden wir über Ergebnisse und Veröffentlichungen entsprechend informieren. Vielen Dank für Ihren Beitrag