Lebendiges Grundwasser
Das Projekt wird von der DBU gefördert.

Christian Schweer
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BUND Berlin e.V.
Worum geht es in diesem Projekt?
Wir untersuchen das oberflächennahe Grundwasser mit interessierten Bürger*innen an öffentlichen und privaten Gartenbrunnen (Schwengelpumpen) und Grundwassermessstellen sowohl chemisch-physikalisch als auch auf Grundwassertiere hin. Wer möchte, kann lernen, das Grundwasser eigenständig zu beproben und mit unserer Hilfe die Artenvielfalt unter dem Mikroskop zu bestimmen. Sinnvoll ist eine Beprobung mindestens ein Mal im Jahr. Begleitend dazu tauschen wir uns in öffentlichen Veranstaltungen mit Bürger*innen, Behörden und Fachreferent*innen über die Untersuchungsergebnisse, örtliche Besonderheiten und über mögliche Schutzmaßnahmen aus und stoßen gemeinsame Folgeaktivitäten an. Darüber hinaus erarbeiten wir in einer Arbeitsgruppe Maßnahmenempfehlungen für den Grundwasserschutz. Aktuelle Schwerpunkte sind die Beteiligung der Öffentlichkeit und der natürliche Rückhalt von Wasser. Diese Empfehlungen sollen bspw. den Behörden bei künftigen Planungs- und Genehmigungsentscheidungen dabei helfen, das Ökosystem Grundwasser und seine Lebewesen besser zu berücksichtigen und relevante Akteure umfassender einzubinden.
Wie können Bürger*innen mitforschen?
Werden Sie als Schulklasse, Privatperson oder -gruppe Grundwasserpat*in für einen ausgewählten Brunnen (Schwengelpumpe) in Ihrer Nähe, an dem Sie mindestens ein Mal im Jahr Beprobungen in Eigenregie oder mit unserer Unterstützung durchführen. Wenden Sie sich hierfür an uns per E-Mail: grundwasserschutz@bund-berlin.de. Wir erklären Ihnen das Vorgehen, vermitteln Ihnen ggf. einen Brunnen, tauschen uns auf Wunsch auch telefonisch mit Ihnen aus und treffen uns vor Ort, um Ihnen die einzelnen Beprobungsschritte praktisch vorzustellen und hierbei anzuleiten. Bei der Untersuchung können Sie die chemisch-physikalischen Werte des Grundwassers, wie Temperatur, Sauerstoffgehalt und pH-Wert, mit von uns gestellten Messgeräten bestimmen. Anschließend können Sie bei den Vernetzungstreffen mit anderen Grundwasserpat*innen und mit Unterstützung des Projektteams die Proben auf Grundwassertiere untersuchen. Zudem gibt es dort die Gelegenheit, Ihre Erfahrungen einzubringen und Ihre Fragen rund um die Beprobungen zu klären. So ist es uns geneinsam möglich, zum Erkenntnisgewinn beizutragen - etwa zur Frage: Wo leben welche Tiergruppen und was bedeutet ihr Vorkommen für den Schutz des Grundwassers?
Was passiert mit den Ergebnissen?
Die Ergebnisse werden in einer Online-Karte veröffentlicht. Die Daten werden auch während der Vernetzungstreffen mit den Grundwasserpat*innen ausgewertet und zu den Befunden auch im Newsletter berichtet . Zudem fließen die Ergebnisse in die Arbeitsgruppe ein, die sie bei der Erarbeitung von Maßnahmenempfehlungen für das Grundwassermanagement berücksichtigt. Des Weiteren werden sie für die Öffentlichkeitsarbeit genutzt, wie bei den Dialogveranstaltungen am Brunnen und den Grundwassersalons.
Wozu trägt die Forschung bei?
Mit den Untersuchungen tragen wir dazu bei, "Licht" im Dunkeln zu erhalten. Nur, was wir kennen, können wir (besser) schützen. Die Grundwasserökosysteme sind noch weniger erforscht als die Tiefsee. Gleichzeitig weisen bisherige Erkenntnisse darauf hin, dass die Grundwassertierwelt zur Reinhaltung unserer natürlichen Trinkwasserressourcen beiträgt. Diese "lebende Kläranlage" ist aber empfindlich, denn viele Grundwasserorganismen vertragen zum Beispiel größere Temperaturveränderungen nicht gut. Wärmt sich das Grundwasser durch Versiegelung, intensive Geothermie-Nutzung und/oder Klimawandel weiter auf, dann droht auch eine für uns wichtige Lebenswelt verloren zu gehen. Eine Lebenswelt, die es bereits zu Zeiten der Dinosaurier gab. Grundwassertiere bieten sich als Umweltindikatoren an, können wir anhand ihres Vorkommens und der Fauna-Zusammensetzung vor Ort ein besseres Bild davon erhalten, wie es um unser Grundwasser steht und ob Belastungen vorliegen.
Was sind die (Zwischen-)Ergebnisse des Projekts?
Die erste Messkampagne im Frühjahr 2022 zeigte, dass wir an vielen Beprobungsorten in Berlin v.a. Milben fanden (vgl. Bericht: https://www.bund-berlin.de/fileadmin/berlin/publikationen/Naturschutz/Wasser/ErgebnisseGrundwasserbeprobungBUND_2022715.pdf). Diese Tiergruppe gibt uns aufgrund ihrer Funde im Grundwasser noch einige Rätsel auf. Unter ihnen waren auch Vertreter*innen, die als "Landmilben" bekannt sind. Das Zwischenergebnis weckt unsere Neugierde. Gemeinsam mit den Grundwasserpat*innen werden wir uns weiter auf Spurensuche begeben.