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mit:forschen!

Die Plattform für Citizen-Science-Projekte aus Deutschland: Mitforschen, präsentieren, informieren!

angenommene Poster; alphabetisch sortiert; Stand: 14.04.2021

Bauen, messen, verstehen: Schüler*innen tragen zu meteorologischem Messexperiment bei
Referent*in: Henning Rust, Freie Universität Berlin
Co-Autor*innen: Thomas Kox 2,3; Bianca Wentzel 1,2; Martin Göber 2,4; Christopher Böttcher 1,2; Jonas Lehmke 1,2; Elisabeth Freundl 5;  Matthias Garschagen 3;
1 Freie Universität Berlin, Institut für Meteorologie, Berlin; 2 Hans-Ertel-Zentrum für Wetterforschung, Berlin; 3 Ludwig-Maximilian-Universität München, Geographie; 4 Deutscher Wetterdienst, Offenbach; 5 Energiewende Oberland, Penzberg

Freiwillige Wettermessungen haben lange Tradition und Möglichkeiten haben  sich in letzter Zeit mit dem des Internets der Dinge erweitert. Atmosphärische Messungen sind prototypische Beispiele für die Maker-Community und beliebtes Mittel um Interesse an MINT-Fächern zu stärken. In zwei Projekten (Bayern und Brandenburg) nutzen wir eine von Schüler*innen zusammenzubauende Wetterstation als partizipatives Vehikel, um das Interesse und Verständnis für Wetter und Klima, sowie für Wettervorhersagen zu steigern und zusätzliche Daten für die Forschung zu gewinnen. Die Geräte messen u.a. Temperatur und Niederschlag in direkten Umgebung der Schüler*innen, die Daten werden per Web-App direkt visualisiert. Die Schüler*innen melden Wetterauswirkungen, wie beobachtete Schäden oder ihre eigene Betroffenheit durch Wetter. Aufgrund der Pandemie konnten 2020 nur 23 Schüler*innen teilnehmen, die die Geräte nur mit digitaler Anleitung und Videounterstützung bauten. Das Verständnis von Wetterrisiken wird in einer Befragung vor und nach der Teilnahme erhoben, um eventuelle Änderungen zu detektieren. Den Schüler*innen wurden Fragen zu Gewitter-, Regen- und Hitzeereignissen und zu klimatischen Veränderungen seit 1880 gestellt. Die ersten Resultate zeigen ein gutes Verständnis von Wetterrisiken im Vergleich zu einer bevölkerungsrepräsentativen Studie. Für weitergehende Untersuchungen basierend auf einer größeren Stichprobe werden die Untersuchungen in 2021 fortgesetzt.

 

Bürger integrieren Wissen über urbane Nahrungsmittelproduktion
Referent*in: Falko Feldmann, Julius Kühn-Institut, Institut für Pflanzenschutz in Gartenbau und Forst, AG Urbanes Grün, Braunschweig
Co-Autor*in: Francois Bao, Institut für urbane Botnik e.V., Braunschweig 

Bürger züchten Gemüse, Obst und Kräuter selbst auf kleinstem Raum. Wissen und Überproduktion wird verteilt, getauscht und den Nachbarn zur Verfügung gestellt. Aber nur sehr selten wird notiert, wieviel ein jeder erntet. Deshalb sind die kleinen „Speiseräume“ noch nicht Teil des urbanen „Foodsystems“, das derzeit weltweit definiert wird. Die eigene Produktion von Nahrungsmitteln ist von größter Bedeutung in der Stadt: hier entwickelt sich in jedem einzelnen die Vorstellung von Nahrungsmittelqualität, der Schwierigkeit des Anbaus, der „wahren“ Regionalität, Besonderheit und Nachhaltigkeit. Bürger*innen können ihr Wissen integrieren und neues schaffen. Unser Ansatz ist lokal und transdisziplinär. Ausgehend von wenigen, anfänglich im Mittelpunkt stehenden Gemeinschaftsgärten haben wir begonnen, Produktionsdaten zu sammeln. Dabei definieren wir die Methoden und entwickeln Protokolle für die Erfassung von Daten. Die Ergebnisse werden in einer Tagung dargestellt (www.upc.phytomedizin.org). So wecken wir immer mehr Aufmerksamkeit und öffnen die Möglichkeit zum Mitmachen. Partizipation und Gestaltungsmöglichkeiten durch jede*n Bürger*in führen so zu einer sanften Transformation des  urbanen “Speiseraumes“ von unten.
 

Citizen Science - Potenziale und Hemmnisse für Bürgerengagment im UNESCO Biosphärenreservat Rhön
Referent*in: Miriam Völkel, HNE Eberswalde
Co-Autor*in: Tobias Gerlach, Biosphärenreservat Rhön; Benjamin Nölting, HNE Eberswalde

Die in der Masterarbeit (März-August 2020) mithilfe von Expert*innen-Interviews und einer online-Umfrage gefundenen Antworten im Bezug auf Citizen Science im Biosphärenreservat Rhön sollen an die Community geteilt werden.  Die 'Evaluation von Citizen Science-Projekten', 'Datenqualität' und 'Wissensintegration & Transformation' werden thematisiert. Forschungskulisse war das Biosphärenreservat Rhön, in welchem das sechsjährige Artenhilfsprojekt "Rotmilan in der Rhön" mithilfe bürgerwissenschaftlichen Engagements im November 2020 zu Ende ging. Mittels der Evaluation des Projekts von den Engagierten und der Projektleitung sowie durch Interviews mit weiteren Citizen Science-Projektleitungen in anderen deutschen Biosphärenreservaten konnten die Forschungsfragen beantwortet werden: "Welche Motivationen und Voraussetzungen führen zum Engagement im Rotmilan-Projekt", "Welche Beiträge liefert Citizen Science im Biosphärenreservat Rhön?", "Wie können die Verwaltungen des BR Rhön den Potenzialen und Hemnissen von Citizen Science begegenen?". Es wurde deutlich, dass regional charakteristische Themen und eine persönliche Beziehung zur Projektleitung motivieren. Die Multiplikator*innenwirkung der Citizen Sicentists durch weitere Ehrenämter, persönlicher Begeisterung und die Identifikation mit den Schutzzielen sind für das BR wertvoll. Mit Hilfe von Koordinator*innen der Bürgerwissenschaftler*innen kann das Engagement gestärkt werden.

 

Cloppenburg erforschen und entdecken mit dem digitale Stadtführer KulTour Cloppenburg
Referent*in: Katrin Hedemann, Universität Vechta, Science Shop VEC/CLP
Co-Autor*in: Daniel Ludwig, Science Shop VEC/CLP

KulTour Cloppenburg (https://www.kultour-clp.de/ ) ist ein digitaler Stadtführer von Menschen aus der Region für Menschen aus der Region und Gäste - mit Geschichte(n) zum Anhören, historischen Bildern, Stadtplan, Literaturhinweisen und weiteren Zusatzinformationen sowie einem Quiz. Entstanden ist das Projekt durch die Kooperation zwischen dem Science Shop der Universität Vechta und lokalen Partnereinrichtungen sowie engagierten Bürger*innen. Ziel des bürgerwissenschaftlichen Projekts war, lokale Kulturgeschichte nicht nur digital zu vermitteln, sondern im Dialog zwischen Wissenschaft und Gesellschaft partizipativ zu erforschen. Außerdem soll der digitale Stadtführer das Interesse und Engagement jüngerer Menschen für lokale Geschichte und Kultur wecken.
Die Points of Interest für den Stadtführer sind von den Bürgerwissenschaflter*innen selbst ausgewählt und stellen ortshistorische, architektonische, geographische oder kulturelle Aspekte des Heimatortes vor. Gemeinschaftlich wurden verschiedene Materialien (Literatur, Fotografien, historische Ansichtskarten, Zeitungsartikel, Zeitzeugenberichte etc.) zusammengetragen, erforscht und aufbereitet.
Im Rahmen des Projekts wurden ein modellhaftes Vorgehen und eine digitale Anwendung entwickelt, die auf andere Regionen übertragbar sind. Der digitale Stadtführer basiert auf Open Source Software. Ein Design-Handbuch und ein didaktisches Konzept sollen Interessierte dabei unterstützen, ein ähnliches Projekt in ihrer Stadt umzusetzen.

 

CS Track - Charakterisierung der europäischen Citizen-Science-Landschaft
Referent*in: Florence Mühlenbein, Wissenschaft im Dialog, Julia Lorke, Wissenschaft im Dialog
Co-Autor*in: Sven Manske, Rhein-Ruhr Institut für angewandte Systeminnovation e.V., Vincent Schmid-Loertzer, Wissenschaft im Dialog

Im EU-Projekt CS Track "Expanding our knowledge on Citizen Science through analytics and analysis" werden die Citizen-Science-Landschaft in Europa erfasst sowie die Potenziale und Mehrwerte von Citizen Science unter die Lupe genommen. Das Ziel ist unter anderem, auf dieser Basis praktische Handlungsempfehlungen an politische Akteure zu formulieren, die aufzeigen, wie Citizen Science in der europäischen Gesellschaft noch besser verankert werden kann.
Ein Konsortium von 9 Partnerinstitutionen aus 7 verschiedenen Ländern nutzt dazu eine Vielzahl verschiedener Methoden und Instrumente. Dabei reicht das Repertoire von klassischer Literaturrecherche und Fragebogenstudien zu Web Analytics, Social Network Analysis oder etwa Semantic Modelling.
Durch Web Crawling konnten beispielsweise öffentliche Informationen von nationalen Citizen-Science-Projektdatenbanken extrahiert und zusammengeführt werden.
Erste Ergebnisse sind eine Projektdatenbank mit ca. 12000 Citizen-Science-Projekten, die öffentlich recherchierbar ist in Hinblick auf verschiedene Merkmale und somit eigene Analysen ermöglicht, sowie ein eMagazin, welches die Erkenntnisse aus dem Projekt kommuniziert und teilweise auch direkt mit den zugrundeliegenden Daten der Datenbank verknüpft.

 

Demokratie lebt von Beteiligung und zwar von Kinder- und Jugendbeteiligung
Referent*in: Rebekka Smuda, Kreisjugendring Mayen-Koblenz e.V.

Spätestens seit dem 16. Kinder- und Jugendbericht wird die Forderung nach Kinder- und Jugendbeteiligung lauter. Die Hildesheimer Studie zum Jugendalltag 2020 ergänzt dies durch den Blick auf Konsequenzen der Nichtbeteiligung von Kindern und Jugendlichen bei Entscheidungen, die ihr persönliches Leben betreffen. Sie fühlen sich oft auf ihre Rollen als Schüler*innen reduziert. Den Blick möchte ich nun dorthin werfen, wo sich seit jeher Kinder und Jugendliche beteiligen: In Jugendverbänden. Eröffnet werden hier Räume, in welchen junge Menschen mit Gleichaltrigen Projekte auf die Beine stellen, sich dabei einigen und Selbstwirksamkeit erfahren. Dabei werden sie von Menschen begleitet und unterstützt, die Ihnen etwas zutrauen. So werden sie ihrer eigenen Stimme bewusst und entwickeln sich zu selbstbewussten und engagierten Bürger*innen. Doch damit dies wahrgenommen wird, gilt es die Arbeit der Jugendverbände stärker sichtbar zu machen. Dies mache ich mit dem Proposal, welches das partizipative Forschungsprojekt des Kreisjugendrings Mayen-Koblenz vorstellt. Gemeinsam mit den Mitgliedern der Jugendverbände möchten wir in Gruppendiskussionen und Expert*inneninterviews herausarbeiten, wie Menschen zu einem demokratischen Miteinander beitragen, wenn sie sich freiwillig treffen, gemeinsam Aktionen auf Augenhöhe planen, sich organisieren, andere motivieren und gemeinsam(e) Entscheidungen finden. Sehr gerne möchte ich die Ergebnisse dieses Schritts mit Ihnen teilen und über weitere diskutieren.

 

Die Gesundheitsversorgung von morgen gemeinsam gestalten – Patientenbeteiligung im Projekt PATIO​
Refent*in: Marie Niederleithinger, Ludwig Boltzmann Institut Applied Diagnostics; Helga Platzer, selbstständige Buchhalterin

Im Projekt PATIO (Patient Involvement in Oncology) arbeiten Wissenschaftler*innen und Prostatakrebs-Betroffene gemeinsam daran, eine Verbindung zwischen Forschung und dem täglichen Leben mit der Erkrankung herzustellen. Ein gemeinsam entwickeltes, digitales Werkzeug soll künftig ermöglichen, dass der Erfahrungsschatz von Prostatakrebs-Patienten und ihren Angehörigen in der Forschung ankommt. Ist die Prostatakrebsforschung auf Kurs, den Betroffenen langfristig eine bessere Lebensqualität zu ermöglichen? Was sind die dringendsten Forschungsfragen zum Leben mit Prostatakrebs? Und welche Lösungen für tägliche Herausforderungen haben Patienten, enge Freund*innen, Partner*innen, Töchter, Söhne und Enkel*innen gefunden? Gemeinsam mit der Selbsthilfe Prostatakrebs hat das PATIO-Team das nötige Wissen an Bord geholt: Eine Angehörige sowie neun Patienten verschiedenen Alters und mit unterschiedlichen Geschichten entwickeln das digitale Werkzeug mit. Um sicherzustellen, dass die große Zahl an Betroffenen es gern nutzt, haben sie unter aktuellen Pandemie-Bedingungen über eine Community-Umfrage Vorstellungen und Anregungen aus der Bevölkerung gesammelt. Die soziale Isolation bringt Zeit zum Grübeln, viele Fragen, Sorgen, verschobene Therapietermine mit sich. Das PATIO-Team nutzt diese Zeit, in der Menschen auf digitale Kommunikation zurückgreifen, und die Forschung eine besonders tragende Rolle für die Gesellschaft spielt – dabei jedoch auch gefragt ist, innezuhalten und eigene Agenden zu prüfen.

 

Die wesentlichen Stolpersteine in transdisziplinären Kooperationen kennen und vermeiden
Referent*in: Kerstin Kurzhals, Science-to-Business Marketing Research Centre der FH Münster
Co-Autor*in: Katrin Uude, Science-to-Business Marketing Research Centre der FH Münster

Citizen Science stellt einen Forschungsansatz dar, der geprägt ist von Transdisziplinarität und Partizipation. Ein Schwerpunkt liegt auf der weitreichenden Beteiligung von Bürger*innen im Sinn von Co-creation. Eine Vielzahl transdisziplinärer co-creation Projekte scheitert jedoch, was darauf zurückgeführt werden kann, dass das Wissen über hemmende Faktoren noch zu unspezifisch ist. Daher soll diese Arbeit einen Beitrag zur Identifizierung und Spezifizierung möglicher Transferhemmnisse leisten. Durch eine systematische Literaturrecherche wurde zunächst theoretisches Wissen zu Transferhemmnissen zusammengetragen. Dieses wurden durch praktische Erkenntnisse, die mit Methoden des participatory action research in einem transdisziplinären co-creation Projekt mit 13 Teilprojekten gewonnen wurden, angereichert. Wie in der Citizen Science Strategie 2020 empfohlen, wird hier auf praktische Erfahrungen von erfolgreichen Projekten zurückgegriffen und Citizen Science im wissenschaftlichen Prozess berücksichtigt, um Wissen zu generieren. Auf diese Weise konnten zwölf Transferhemmnisse identifiziert und spezifiziert werden. Durch den Rückbezug der theoretischen Erkenntnisse auf die Praxis und die abschließende erneute Abstraktion wird eine ganzheitliche Betrachtungsweise sichergestellt. Durch dieses Vorgehen wird das Bewusstsein und die Akzeptanz von Citizen Science und dessen Mehrwert gefördert.

 

Digitale Citizen Science Projekte – eine empirische Analyse von Teilnehmer-Potenzialen
Referent*in: Martina Berlinger, Hochschule Niederrhein
Co-Autor*in: Michael Schleusener, Hochschule Niederrhein 

Citizen Science ist eine Wissenschaftsform, die stark von der Akzeptanz und Teilnahme der Bürger abhängig ist. Trotz moderner Apps und Projekte mit großer gesellschaftlicher Relevanz könnten noch mehr Menschen daran teilnehmen. 
Das Ziel der Forschung der vorliegenden Arbeit ist es, zu beantworten, ob ein Zielgruppen orientierter Ansatz zur Identifikation möglicher Teilnahmepotenziale genutzt werden kann. Dazu wird die folgende Forschungsfrage gestellt: lassen sich Teilnehmer und (noch) Nicht-Teilenehmer von Citizen Science Projekten anhand ihrer Motivation Gruppen zuordnen und gibt es Übereinstimmungen bezüglich der Motivationsstrukturen? Um die Forschungsfrage zu beantworten, wurde eine quantitative Studie zur Motivation zur Teilnahme an Citizen Science Projekten durchgeführt. Konkret wurden Teilnehmer und Nicht-Teilnehmer zur Motivation, Einstellung, Teilnahmehindernissen und Informationsverhalten befragt. 
Anschließend wurden mittels einer Clusteranalyse sieben Segmente identifiziert. Es handelt sich konkret um zwei Teilnehmer-Gruppen und fünf Nicht-Teilnehmer-Gruppen, die anhand ihrer Motivation gebildet wurden. Ein Vergleich dieser Segmente ermöglichte Übereinstimmungen zwischen den Teilnehmern und Nichtteilnehmer zu finden und letztere Gruppen auf Teilnahmebarrieren hin zu untersuchen. Auf Basis der Antworten den Nichtteilnehmer wurden möglich Ansätze für Marketingmaßnahmen entwickelt mit dem Ziel Teilnahmebarrieren abzubauen und ein Erreichen neuer Potenziale möglich zu machen. 

Dresdner Totengedenkbuch 1914-1918
Referent*in: Martin Munke, SLUB Dresden

Beim Transkriptionsprojekt „Dresdner Totengedenkbuch 1914-1918“ handelt es sich um ein gemeinschaftliches Vorhaben des Vereins für Computergenealogie e.V., des Dresdner Vereins für Genealogie e.V. und der Sächsischen Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden, basierend auf Quellenbeständen des Sächsischen Staatsarchivs – dem nie veröffentlichen Gedenkbuch für die Dresdner Gefallenen des Ersten Weltkriegs, von denen die auf Karteikarten erfassten persönlichen Informationen wie Name, Beruf, Familie etc. erhalten sind. Sie bilden eine wichtige, bisher weitgehend ungenutzte Quelle für die Militärgeschichte einer Großstadt im Ersten Weltkrieg, aber auch für die Sozial- und Familiengeschichte. Auch wenn es sich zunächst „nur“ um ein Crowdsourcing-Projekt handelt, bietet das Vorhaben die Grundlage für die Behandlung eigener Forschungsfragen sowohl durch forschende Bürger*nnen wie auch durch die professionelle Wissenschaft, das über den engeren lokalen Kontext hinaus für vergleichende Studien geeignet ist und einen strukturierten Datenbestand zur freien Nutzung zur Verfügung stellen wird. Daneben lassen sich an diesem Beispiel Fragen des Projektdesigns sowie der Kommunikation und Kooperation in einem partnerschaftlichen Vorhaben von bürgerschaftlich organisierten Akteuren und staatlichen Gedächtnisinstitutionen untersuchen.
Projektseite (in Arbeit): https://slubdd.de/totengedenkbuch

 

ECSA - European Citizen Science Association
Referent*in: Dorte Riemenschneider, ECSA

Was sind die Vorteile einer Mitgliedschaft bei ECSA? Wie können sich Mitglieder in den Verein einbringen und was haben sie eigentlich von einer Mitgliedschaft? Wir wollen auf dem Poster einen leicht verständlichen Zugang zu dem schaffen, was im Verein passiert und wo Engagment möglich und nötig ist.

 

Einfluss der Public Humanities auf geisteswissenschaftliche Citizen Science-Ansätze
Referent*in: Barbara Heinisch, Universität Wien

Citizen Science gewinnt in den Geisteswissenschaften zunehmend an Bedeutung. Während die Geisteswissenschaften sich in erster Linie an Wissenschafter*innen richten, haben die Public Humanities ihre Zielgruppen außerhalb der Wissenschaft. Dies trifft auch auf Citizen Science-Projekte zu. Die Public Humanities bezwecken unter anderem Brücken zwischen verschiedenen Arten geisteswissenschaftlicher Tätigkeiten zu schlagen, die nicht nur an Universitäten verrichtet werden, sondern auch im privaten Kreis oder Gemeinschaften, wie beispielsweise Public History. Die Parallelen zwischen Citizen Science in den Geisteswissenschaften und den Public Humanities stehen daher im Zentrum der vorliegenden Untersuchung, insbesondere der Einfluss der Public Humanities als möglicher Vorläufer für geisteswissenschaftliche Citizen Science-Ansätze. Ähnlich zu Citizen Science werden in den Public Humanities teils Forschungsprojekte zusammen mit Gemeinschaften verwirklicht. Die Public Humanities sind daher untrennbar mit Wissenschaftskommunikation und der Einbindung von Angehörigen der Öffentlichkeit verbunden. Außerdem gehen die Wissenschafter*innen auf die Menschen zu, um sie vor Ort zu erreichen. Daher lassen sich Parallelen zwischen den Public Humanities und geisteswissenschaftlichen Citizen Science-Projekten ziehen, die ebenfalls auf die Einbindung der Öffentlichkeit abzielen und verschiedenste Formen der Kommunikation erfordern.

 

Ehrenamtliches Engagement zur Erforschung des Gartenschläfers in Deutschland                       Referent*in: Andrea Andersen, Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland                            

Seit 2019 können sich interessierte Bürger*innen im Projekt "Spurensuche Gartenschläfer" an der Erforschung dieses gefährdeten Tieres  beteiligen. Neben der Angabe von Sichtungen und Funden auf der Meldestelle "Spurensuche Gartenschläfer" unterstützen viele Menschen das Projekt dabei, Daten für die Forschung zu erheben. Dazu werden hunderte Wildtierkameras, Nistkästen und  Spurentunnel ausgebracht, regelmäßig kontrolliert und somit wichtige Informationen zusammengetragen. Allein 2020 waren dafür über 400 Citizen Scientists in sieben Bundesländern aktiv und zum Teil maßgeblich an der Entwicklung neuer Forschungsmethoden beteiligt. Für diese verschiedenen Engagementformate sind verschiedenste Maßnahmen und Werkzeuge des Freiwilligenmanagements notwendig.

 

Fridays For Future Meets Citizen Science
Referent*in: Laura Ferschinger, Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Institut für Sozialwissenschaften, Lehrstuhl Politikwissenschaft II

Wer sind wir? "Fridays For Future Meets Citizen Science" bringt Aktivist*innen und Forscher*innen zusammen: Politikwissenschaftler*innen der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf untersuchen gemeinsam mit Aktivist*innen die Bewegung Fridays For Future. Es geht darum, eine Innenperspektive zu erhalten und das Jugendphänomen aus verschiedenen Blickwinkeln zu beleuchten. Dabei soll das Wissen über die Organisation mit den Augen, Ohren und Stimmen der Jugendlichen selbst produziert werden. "Wie kommen Entscheidungen innerhalb von Fridays For Future zustande?" lautet die Forschungsfrage, die die Mitforschenden mit den Forscher*innen entwickelt haben. In Workshops wurden die einzelnen Forschungsschritte - von Vorbereitung über Erhebung bis Auswertung - mit den Aktivist*innen geplant. Seit Januar 2021 läuft die Erhebungsphase, in der eine methodische Triangulation aus qualitativen Interviews, Beobachtungen und einer quantitativen Erhebung durchgeführt wird. Ziel des Beitrags ist es, das Projekt sowie erste Ergebnisse vorzustellen. Auf dem Poster wird ein Überblick über das Projekt, die Forschungsfrage und die Methodik gegeben. Bei der Präsentation wird die Erhebungsphase bereits abgeschlossen sein, sodass die Forscher*innen erste Ergebnisse der Auswertung präsentieren können.

 

Mobilität von und für Bürger*innen – durch Citizen Science Transformation gestalten
Referent*in: Alexandra Bensler, DLR, Institut für Verkehrssystemtechnik
Co-Autor*innen: Swetlana Rahn, Kristina Goos, Mandy Dotzauer, DLR

"Wissenschaft ist nichts anderes als ein verfeinertes Alltagsdenken." (nach A. Einstein) – Das Alltagsdenken von Bürger*innen in die Transformation von Mobilität einfließen zu lassen ist grundlegend, damit sich nachhaltige Mobilität langfristig durchsetzt. Denn nur, wenn Bürger*innen die Veränderung von Mobilitätssystemen miterforschen und gestalten, wird gewährleistet, dass konkrete Mobilitätsangebote später akzeptiert und genutzt werden. So kommt transformative Mobilität nicht nur auf die Straße, sondern wird auch nachgefragt und bleibt dort. Davon – und der momentanen Pandemie – ausgehend fokussiert der Beitrag die Frage: Durch welche bewährten Methoden können Bürger*innen die Mobilität der Zukunft beforschen und aktiv mitgestalten? Dieser Herausforderung begegnen wir im BMVI-geförderten Projekt Reallabor Digitale Mobilität Hamburg (ReallabHH). Im ReallabHH wurden Methoden entwickelt und optimiert, durch die Bürger*innen Mobilitätslösungen gestalten. Die Forschungsmethoden zielen darauf ab, Mobilitätsinnovationen online für Bürger*innen erlebbar zu machen und einen geeigneten Rahmen für die kreative Gestaltung künftiger Mobilitätslösungen zu schaffen. Schließlich werden Prozesse entwickelt und getestet, um die Ergebnisse von Citizen Science in Wissenschaft und Praxis zu überführen.

 

Open Citizen Science: Metadaten für ‚Die Bauwerke und Denkmäler der Welt‘
Referent*in: Jens Bemme, SLUB Dresden
Co-Autor*innen: Christian Erlinger,Wien; Matthias Erfurth, Stadtwiki Dresden

‘Die Datenlaube’ ist ein Citizen Science-Projekt für offene Kulturdaten. Seit 2008 transkribiert eine wachsende Gemeinschaft in Wikisource ‘Die Gartenlaube’, d. h. insgesamt circa 18.500 Artikel des ersten deutschen Massenblatts der Jahrgänge 1853 bis 1899.
Die Posterautoren zeigen beispielhaft:
* Bibliografische und andere Metadaten sind ein bürgerwissenschaftliches Forschungs- und Tätigkeitsfeld.
* Verbindungen von Citizen Science und Makerkultur ermöglichen neue Projekte, in denen  Crowdsourcing-Strategien und selbständige Forschung zueinander finden können.
* Diese neuen datenorientierten Methoden sind u.a. für die digitalen Geisteswissenschaften (Digital Humanities) relevant.
* Offene Kulturdaten ermöglichen zusätzliche Reichweite, Sichtbarkeit, Wissenschaftskommunikation mit i.S.v. “Linked Open Storytelling” sowie die Wiederverwendbarkeit von Ergebnissen aus Citizen Science-Projekten wie #DieDatenlaube.
* Die verwendeten offenen Werkzeuge zur Pflege bieten verschiedene Möglichkeiten der Teilhabe, der Kooperation, des Austauschs und der Belohnung.
Literatur:
* Die Datenlaube: https://www.wikidata.org/wiki/Q61943025
* Open Citizen Science: https://www.wikidata.org/wiki/Q66771716
* Linked Open Storytelling: https://www.wikidata.org/wiki/Q66631860

 

Partizipative Entwicklung und Umsetzung eines Nahmobilitätskonzeptes für den Wrangelkiez in Berlin
Referent*in: Johannes Roderer, Technische Universität Berlin
Co-Autor*in: Martha Vobruba, Technische Universität Berlin

Die Förderung von Fuß- und Radverkehr ist eine zentrale Stellschraube, um die Stadt lebenswerter, gesünder und inklusiver zu gestalten. Doch die Umsetzung der Verkehrswende verläuft nur zögerlich. Ein Grund dafür ist die mangelnde Akzeptanz der betroffenen Bevölkerung. Die Möglichkeit sich in der Planungsphase einzubringen wird kaum genutzt. In der Umsetzungsphase, sobald Veränderungen im Stadtraum sichtbar werden, regt sich hingegen Wiederstand. Dieses Beteiligungsdilemma birgt die Gefahr, dass sich Maßnahmen der Verkehrswende verzögern oder gar scheitern. Das Projekt widmet sich der Frage, wie ein Prozess gestaltet sein muss, damit er gesellschaftliche Teilhabe ermöglicht und somit Akzeptanz fördert. Es wird die Prämisse verfolgt, dass die Öffnung des Entscheidungs- und Gestaltungsprozesses das zentrale Element ist, um dem Beteiligungsdilemma entgegenzuwirken. Kernthese ist, dass eine dynamische und reflexive Prozessgestaltung –  auch in der Phase der Maßnahmenumsetzung – das Gelingen maßgeblich begünstigt. Voraussetzung zur Wahl der geeigneten Methoden ist fundiertes Wissen über die lokale Bevölkerung. Eine repräsentative Befragung, vertiefende qualitative Erhebungen und die Auswertung soziodemografischer Studien dienen dazu, umfassende Informationen über die Bedarfe und Einstellungen der Bevölkerung einzuholen. Dieses Wissen ermöglicht es, potentielle Kräfteverhältnisse und Konfliktlinien nachzuzeichnen und im Rahmen des Planungsprozesses systematisch zu berücksichtigen.

 

Projekt MainStadtbaum - Großflächiges Zustandsmonitoring von Stadtbäumen im Klimawandel
Referent*in: Julia Krohmer, Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung
Co-Autor*innen: Thomas Berberich, Daniel Weber

In enger Kooperation mit dem Grünflächen- und Umweltamt der Stadt Frankfurt untersuchen Bürgerinnen und Bürger seit 2020 Bäume im gesamten Stadtgebiet mit einer neuen, nichtinvasiven Methode auf ihre Gefährdung durch bzw. Widerstandsfähigkeit gegenüber Trockenheit und Hitze. Dabei wird erstmals direkt der Versorgungs- und Stresszustand der Pflanze selbst gemessen, anstatt diesen von Faktoren wie Bodenfeuchte, Wetterdaten oder Blattfärbung o.a. abzuleiten. Ziel ist es, herauszufinden, welche Standorte und Baumarten am stärksten betroffen sind und zu welchem Zeitpunkt wie eingegriffen werden müsste, um irreversible Schäden zu vermeiden, sowie insbesondere, wie hoch der Aufwand und die Aussagekraft dieses Monitoringansatzes ist. Das Projekt ermöglicht einem breiten Querschnitt der Frankfurter Bevölkerung (Schüler*innen, deren Eltern, Lehrer*innen, Vereine, Umweltorganisationen, Anwohner*innen, die etwas für Stadtbäume tun wollen) einen intensiven, bis zu drei Jahre dauernden Einblick in die aktuelle Forschung, den Forschungsprozess und einen regelmäßigen, engen Austausch mit den Forschenden. Durch die enge Einbindung der zuständigen Ämter in das Projekt fließen die Ergebnisse über die gesamte Laufzeit direkt in deren Planungen ein, so dass eine echte Interaktion zwischen Wissenschaft und Gesellschaft gegeben ist und die Chancen für ein nachhaltiges Baummanagement in Frankfurt deutlich verbessert  werden.

 

Räume kultureller Demokratie. Ein transdisziplinäres Forschungsprojekt
Referent*in: Elke Zobl, Wissenschaft & Kunst, Universität Salzburg/Univeristät Mozarteum Salzburg
Co-Autor*in: Katharina Anzengruber

Wie wollen wir Zukunft gemeinsam gestalten? Wie können wir – als Einzelpersonen, als Gruppe, als Gesellschaft – Geschichten einer wünschens- und lebenswerten Zukunft erzählen und vermitteln? Welche Rolle können dabei künstlerische Praktiken zukommen? Mit diesen und weiteren Fragen setzen wir uns im Rahmen des transdisziplinären Forschungsprojektes „Räume kultureller Demokratie“ auseinander. Ziel des Projektes ist es, experimentelle künstlerische Vermittlungsräume im Kontext von Klimawandel und Nachhaltigkeit, in denen kulturelle Teilhabe- und Handlungsmöglichkeiten für möglichst viele gesellschaftliche Gruppen entstehen können, zu entwickeln, umzusetzen und zu reflektieren. In der ersten Projektphase entwickelten wir in einem kollaborativen Prozess mit Menschen aus verschiedenen Bereichen – Wissenschaft, Bildung, Kunst, Kultur, Soziales, aus der Zivilgesellschaft – Ideen für solche Vermittlungsräume. Diese Ideen, die vielfältige Formate, Vermittlungsmaterialien und Angebote umfassen, werden 2021-2022 in verschiedenen Kontexten – schulischen, universitären, im öffentlichen Raum etc. – erprobt. Als zentral erweist sich dabei, Möglichkeiten der Selbstrepräsentation und in Anbindung an Lebenswelten soziale und gesellschaftskritische Aspekte mitzudenken bzw. als Ausgangspunkt zu nehmen.
Auf dem Poster stellen wir das Projekt vor und reflektieren die Möglichkeiten, aber auch Herausforderungen, einer solchen transdisziplinären Arbeitsweise.
https://www.p-art-icipate.net/raeume/start/

 

Recognising and reimagining Duisburg’s diverse community economy​
Referent*in: Jessica Palka, University of Duisburg-Essen

Eine bestimmte Konstruktion der Wirtschaft als natürlich kapitalistisch und objektiv "real", im Gegensatz zu geschaffen, anfechtbar und transformierbar, ist hegemonial geworden, wobei die Entwicklung der Gemeinschaft und die Verbesserung des menschlichen Wohlbefindens fast ausschließlich am Wachstum der marktbasierten Aktivitäten gemessen werden. Seit dem Niedergang des Kohlebergbaus und der Stahlproduktion in den 1970er Jahren ist die lokale Wirtschaft Duisburgs vor allem durch hohe Arbeitslosigkeit, fehlende Arbeitsmöglichkeiten und sich in bestimmten Stadtteilen konzentrierende Benachteiligung gekennzeichnet. Die Hauptziele der partizipativen Aktionsforschung (PAR) sind die Schaffung von "knowledge and action directly useful to the community" und die Stärkung der Bürger*innen durch "consciousness-raising" (Reason 1994). Anstatt Forschungsfragen und -methoden im Voraus zu definieren, konzentriert sich PAR auf ein Problem und versucht, die Fragen und die Lösung des Problems durch partizipative Zusammenarbeit mit den betroffenen Menschen zu entwickeln. Im Fall Duisburgs ist das Problem die eindeutig negative Stigmatisierung, die von einer engen Vorstellung darüber herrührt, was produktive, wertvolle und lohnende wirtschaftliche Aktivitäten in der Stadt ausmachen. Das Ziel der Forschung ist es, die Gemeindemitglieder dabei zu unterstützen, kollektiv ein breiteres Spektrum an produktiver wirtschaftlichen Aktivitäten anzuerkennen.

 

Supervision im Ehrenamt
Referent*in: Sarah McHardy
Co-Autor*in: Beate Stattkus-Fortange

Ehrenamtliche sind durch ihr Engagement unter Umständen großen Belastungen ausgesetzt, die sich physisch und psychisch auswirken können.
Anders als beispielsweise in der kirchlich getragenen Telefonseelsorge gibt es für ehrenamtlich Engagierte in zahlreichen selbstorganisierten Projekten (z.B. in der Obdach-/Wohnungslosenhilfe, Suchthilfe) noch kein systematisches und flächendeckendes Supervisionsangebot.
Im Rahmen dieses Projektes soll zur Fragestellung recherchiert werden, ob Supervision im Ehrenamt flächendeckend umsetzbar ist und die Möglichkeit einer organisationsübergreifenden Supervisionsleistung eruiert sowie diese in Grundzügen konzipiert werden
Konkret sollen:
• wissenschaftliche Recherchen zu Hintergrund, Ansätzen, Rahmenbedingungen und Herausforderungen in der Supervision
• Recherchen zu vorhandenen (auch digitalen) Supervisionsangeboten, -netzwerken und -ausbildungen sowie Rahmenbedingungen und Anforderungen
durchgeführt werden, sowie die
• Konzeption und Durchführung einer Bedarfsanalyse im Ehrenamt (z.B. mittels Fragebogen)
• Ausformulierung einer Handlungsempfehlung
im Ergebnis abgebildet werden.

 

„Talking Borders. From Local Expertise to Global Exchange – A Citizen Science Experiment“. Potenzial                                                                                                                                                                Referent*in: Johanna Jaschik, Universität Luxemburg

Im Bereich der Grenzforschung wurde im Jahr 2018 das Citizen Science Projekt „Talking Borders. From Local Expertise to Global Exchange“ im Rahmen der Zweiten Weltkonferenz der Association of Borderlands Studies (ABS) unter Anleitung von Prof. Dr. Machteld Venken initiiert. Am Konferenztag wurden im Rahmen eines Experiments 43 persönliche Konversationen aufgenommen, die Perspektiven und Definition über Grenzen beinhalteten. Im Anschluss an die Konferenz ging ein digitales Forum online, in dem die Teilnehmer*innen Zitate aus den Konversationen einsehen und kommentieren konnten. Das Ziel des innovativen Projektes war es, eine solide empirische Datenbasis für zukünftige Forschungen im Bereich der Grenzstudien anzubieten. Im Fokus dieses wissenschaftlichen Beitrages soll jedoch der Einfluss des innovativen Ansatzes von „Talking Borders“ auf die Nutzung von Citizen Science in der Forschung von Grenzstudien untersucht werden. Es soll geklärt werden, welches neue Wissen das Projekt als innovatives und interdisziplinäres Citizen Science Experiment in diesem Zusammenhang geschaffen hat. Was ist innovativ an der Methodik von „Talking Borders“? Wie kann das Projekt im Kontext von Citizen Science und Border Studies eingeordnet werden? Welche Erkenntnisse ergeben sich daraus für ähnliche interdisziplinäre Projekte in der Zukunft? Zur Beantwortung dieser Forschungsfragen, stehen die folgenden drei Aspekte im Analysefokus: Konzeption und Ausführung des Projektes und die Bewertung der Daten.

 

The modular designed ‘FieldMApp’ – an opportunity to standardize data collection methods
Referent*in: Sina Truckenbrodt, FSU Jena/DLR Jena
Co-Autor*innen: Maximilian Enderling (1, 2), Carsten Pathe (1, 2), Erik Borg (3, 4), Christiane C. Schmullius (1) & Friederike Klan (2) 
(1) Friedrich-Schiller-Universität Jena, Institute of Geography, Earth Observation, Jena, Germany
(2) German Aerospace Center (DLR) Jena, Institute of Data Science, Citizen Science, Jena, Germany
(3) German Aerospace Center (DLR) Neustrelitz, German Remote Sensing Data Center, National Ground Segment, Neustrelitz, Germany 
(4) University of Applied Sciences Neubrandenburg, Geodesy and Geoinformatics, Neubrandenburg, Germany

Data collection strategies and the data quality vary for a given parameter among citizen science projects. This hampers the merging of different data sets and thereby the reusability of the data. Modular designed applications for mobile devices (Apps) offer a framework to foster the standardisation of data collection methods. At the same time, they keep the flexibility to adapt their deployment according to the research question(s) of interest and encourage their reuse. The currently developed App ‘FieldMApp’ offers such a framework for Android and iOS. The related concept includes predefined frame functionalities and adaptable application-related functionalities. The latter are separate modules for sensor tests, basic functionalities, parameter collection and data quality management. Their interdependencies are documented in a wiki. This enables a context-based selection of functionalities. FieldMApp will be published as open-source software, which permits the extension of functionalities. The premise for such extensions is that modules are published together with smart, universally applicable data quality recording routines. We invite the conference attendees to learn more about the FieldMApp concept, its current application fields and the extension of the functionality catalogue that is exemplified by the newly implemented speech recognition module. Participants are further encouraged to elicit, which requirements such an App should fulfil from their point of view.

 

UndercoverEisAgenten - Das arktische Permafrostprojekt
Referent*in: Christian Thiel, DLR Institut für Datenwissenschaften / Abteilung Bürgerwissenschaften
Co-Autor*innen: Friederike Klan - DLR Institut für Datenwissenschaften / Abteilung Bürgerwissenschaften;Moritz Langer, Josefine Lenz, Hugues Lantuit - Alfred-Wegener-Institut, Helmholtz Zentrum für Polar- und Meeresforschung (AWI); Sabrina Marx - Heidelberg Institute for Geoinformation Technology

Wir stellen in diesem Vortrag unser BMBF-Projekt UndercoverEisAgenten vor. Das Projekt widmet sich der Untersuchung der Auswirkungen der Klimaerwärmung auf die terrestrische Arktis, wo das Auftauen des Permafrosts vielfältige ökologische und ökonomische Auswirkungen zur Folge hat. Das Auftauen ist nur anhand sehr kleinräumiger Veränderungen und Störungen der Landoberfläche erkennbar, welche bislang unzureichend dokumentiert werden. Ziel ist es daher, die Datengrundlage durch Drohnen- und Satellitenbilder gemeinsam mit Bürgerwissenschaftler*innen, insbesondere Schüler*innen aus Deutschland und Kanada, zu verbessern. Dazu werden Schulklassen beider Länder in „virtuellen gemeinsamen Klassenzimern“ an der Erhebung und Auswertung von hochauflösenden Fernerkundungsdaten mitwirken. Die Schüler*innen in Deutschland erhalten durch den Daten- und Wissensaustausch mit Klassenpaten einem unmittelbaren Bezug zu der Partnergemeinde in Aklavik. Ziele sind der Wissenstransfer und die Sensibilisierung zum Thema Klimaerwärmung, Permafrost und den damit verbundenen regionalen und globalen Herausforderungen. Die wissenschaftlichen Daten werden gänzlich neue Einsichten zu biophysikalischen Prozessen in arktischen Regionen ermöglichen und dazu beitragen, den Zustand und die Veränderung des Permafrosts in der Arktis großflächig zu erfassen.

 

(Urbane) Freiräume und öffentlicher Raum als Experimentier- und Möglichkeitsraum für Citizen Science
Referent*in: Michael Reinders, Niehler Freiheit e.V.

Mit Blick aus dem urbanen hin zum ruralen Raum nimmt die Größe von Freiräumen, alle nicht durch Gebäude bebauten Flächen, zu.  Freiräume können ebenfalls Orte darstellen, an denen Menschen Lebensraum gemeinsam gestalten und neu denken. Eine gemeinsame Gestaltung kann die Basis für gesellschaftliche Veränderungen generieren. Freiräume in variierender Ausgestaltung als Experimentier- und Möglichkeitsraum, über den urbanen Kontext hinaus, können über Citizen Science hinaus als Denk- und Austauschplattform fungieren sowie als Werkstatt und lebendiges Labor dienen. Als Schnittstelle zwischen Gesellschaft und Wissenschaft kann hier Wissen geschaffen und vermittelt, der (angewandte) Forschung nachgegangen oder direkt selber experimentiert, gebaut oder sich kreativ betätigt werden, um somit die Infrastruktur eines solchen Ortes, mit Werkstätten und offenen Räumen zu nutzen sowie Wissen zu schaffen, kommunizieren und transferieren.  Diese Orte bieten das Potenzial Forschung im Kleinen nachzuvollziehen und in einen kleineren Kosmos zu visualisieren (z.B. zu Themen wie Klima(-wandel), Nachhaltigkeit, sozial-ökologische Transformation…) und für jede Person Forschung greifbar und partizipatorisch zu gestalten. Eine räumliche Erweiterung in den öffentlichen Raum mit seinen Freiräumen und bebauten Flächen ermöglicht Citizen Science angewandt zu gestalten, öffentlich zu experimentieren und Forschung (an-)fassbar und erlebbar auszuführen. Die skizierten Potenziale werden fokussiert.

 

Wildpark: ein Ort für korrekte Wissensübertragung und Rekrutieren von BürgerwissenschaftlerInnen
Referent*in: Emu-Felicitas Ostermann-Miyashita, leibniz Centre for Agricultural Landscape Research (ZALF)

Können Wildparks, Zoos die vor allem einheimische Wildtiere in naturnahen Gehegen halten, als ein Ort um korrektes Wissens über Wildtiere zu übertragen und um potenzielle Bürgerwissenschaftler*innen zu entdecken, verwendet werden? Um diese Fragen zu beantworten wurde in den Herbstferien 2020 eine Besucherumfrage in zwei Wildparks jeweils im Brandenburg und Niedersachsen durchgeführt. Die Studie handelte sich um die drei Tierarten Elch, Wisent und Wolf, die nach einer längeren Abwesenheit in der Landschaft im Prozess sind nach Deutschland zurückzukehren oder sich bereits etabliert haben. Obwohl die Rückkehr dieser Tiere von Sicht des Naturschutzes und Artenvielfaltes begrüßt wird, führt es auch zu Konflikten z.B. Landwirtschaftsschäden oder Verkehrsunfälle. Um diese negativen Interaktionen von Mensch und Wildtier zu verhindern und ein besseres Zusammenleben zu ermöglichen, ist es wichtig, den aktuellen Stand dieser Tiere zu erfassen, korrektes Wissen übertragen, effektive Maßnahmen umzusetzen und die Akzeptanz der Bevölkerung zu erhören. Als erster Schritt wurde in dieser Studie der Wissenstand, Erfahrung und persönliche Einstellung zu diesen drei Tierarten evaluiert. Zusätzlich wurde auch Interesse in einer Teilnahme von Citizen Science Projekten zu diesem Thema, z.B. Monitoring durch einer Smartphone App oder Ausflüge in die Natur erfragt. In diesem Vortrag werden die Ergebnisse dieser Studie präsentiert und über die Funktion von Wildparks diskutiert.

WTimpact - Erfahrungsbericht: Wie kann die Qualität von Daten in CS-Projekten verbessert werden? 
Referent*in: Miriam Brandt, Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung (IZW), Verbundprojekt WTimpact
Co-Autor*innen: Sophia Kimmig, Konstantin Börner; Robert Hagen, Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung (IZW), Verbundprojekt WTimpact

In Citizen-Science (CS)-Projekten tragen Bürger*innen dazu bei, Daten zu sammeln, die für die Beantwortung von fachspezifischen Fragestellungen von hoher Bedeutung sind. Um die Daten valide auswerten und die Aussagekraft der Ergebnisse einordnen zu können, sollte bereits bei der Planung der Studie berücksichtigt werden, wie eine möglichst hohe und gleichbleibende Qualität der durch die Teilnehmenden aufgenommenen Daten erzielt werden kann. Im Rahmen eines der größten CS-Projekte zum Thema „Urbane Wildtiere“ haben innerhalb von mehr als zwei Jahren (2018-2020) 891 Teilnehmende anhand von Wildtierkameras ca. 74.000 Fotos in ihren Privatgärten aufgenommen und auf einer Internetplattform bestimmt und validiert. Vorab erhielten die Teilnehmenden einen Einführungsworkshop und konnten ein Online-Tutorial zur Bildbestimmung durchlaufen. Jedes relevante Wildtier-Foto wurde durch zwei Teilnehmende bewertet. Wenn deren Einschätzungen voneinander abwichen, wurde das Foto von einer/m Wissenschaftler*in final bestimmt. Neben möglichen Fehlbestimmungen beeinflussten weitere Fehlerquellen die Datenqualität im Projekt: Zum Teil wich die Datenaufnahme von den standardisierten Vorgaben ab.  Zudem gab es teilweise technische Probleme, z.B. mit dem Zeitstempel der Kameras. Wir berichten, welche Maßnahmen wir ergriffen haben, um Fehler bei der Datenerhebung und –auswertung zu vermeiden, und wie wir mit aufgetretenen Fehlern umgegangen sind. Daraus leiten wir Empfehlungen für andere CS-Projekte ab.
 

WTimpact: Planung und Umsetzung einer Rekrutierungsstrategie zur Gewinnung von Citizen Scientists
Referent*in: Anke Schumann, Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung (IZW), Verbundprojekt WTimpact
Co-Autor*in: Miriam Brandt, Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung (IZW), Verbundprojekt WTimpact

Die erfolgreiche Umsetzung von Citizen-Science-Projekten (CS) ist nur durch die aktive Beteiligung von Bürger*innen möglich. Darüber hinaus gibt es oft - je nach Forschungsthema und Studiendesign - bestimmte Anforderungen hinsichtlich der Anzahl der Teilnehmenden, der zu erfüllenden Aufgaben und der Zusammenarbeit zwischen den Teilnehmenden und Wissenschaftler*innen im Projekt. Doch wie können Initiator*innen von Projekten das Interesse potentieller Teilnehmender am Forschungsthema wecken und die passenden Adressaten erreichen? Um dies herauszufinden haben wir im Rahmen von zwei CS-Projekten zur Erfassung von terrestrischen Säugetieren und Fledermäusen in der Stadt in einem mehrstufigen Prozess eine Werbe- und Rekrutierungsstrategie entwickelt. Wir haben zunächst unsere Erwartungen und Ziele projektintern klar umrissen und priorisiert, Zielgruppen identifiziert und diese als Personae (i.e., einzelne, fiktive Teilnehmende, die für die Zielgruppen stehen) veranschaulicht, um die Erwartungen und die Motivation potentieller Teilnehmender besser einschätzen zu können. Auf der Grundlage dieser Überlegungen entwickelten wir eine Medienstrategie, um interessierte Bürger*innen über verschiedene Kanäle zu erreichen. Anschließend analysierten wir die Wirksamkeit verschiedener Komponenten unserer Werbe- und Rekrutierungsstrategie. Wir werden unser Konzept und unsere Erfahrungen vorstellen und Empfehlungen für die Planung und Umsetzung von Rekrutierungsstrategien in CS-Projekten geben.