Direkt zum Inhalt
mit:forschen!

Die Plattform für Citizen-Science-Projekte aus Deutschland: Mitforschen, präsentieren, informieren!

Ostdeutsche Migrationsgesellschaft selbst erzählen (MigOst)

Oberlausitz, 1989 (Fotograf: Ngoc Le van).
Lebensgeschichtliche Erzählungen von Menschen mit Migrationsgeschichte in Ostdeutschland sind weder Teil einer bundesdeutschen, noch einer lokalen Erinnerungskultur. MigOst hat diese Geschichte/n sichtbar gemacht und die mehrheitsgesellschaftliche Perspektive auf Migration erweitert.
Projektzeitraum ab
März 2021
Projektende
Februar 2024
Kontakt

Karoline Oehme-Jüngling

E-Mail senden
Institution

Technische Universität Dresden

Zentrum für Integrationsstudien, Technische Universität Dresden (ZfI)

Dachverband der Migrant*innenorganisationen in Ostdeutschland (DaMOst)

Brandenburgische Technische Universität Cottbus-Senftenberg (BTU)

Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde Dresden (ISGV)

Deutsches Zentrum für Integrations- und Migrationsforschung (DeZIM)

Das Projekt wird im Rahmen des Förderbereichs Bürgerforschung vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert.

Empfohlener Inhalt An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel ergänzt. Sie können sich hier alle externen Inhalte mit einem Klick anzeigen lassen oder wieder ausblenden. Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung. (Datenschutzerklärung)
Halle, 1980er Jahre (Privatarchiv: Malte Wandel).
Worum geht es in diesem Projekt?

Auch Ostdeutschland hat eine Migrationsgeschichte: DDR-Vertragsarbeiter*innen u.a. aus Vietnam, Mosambik und Polen beluden Schiffe in Rostock, förderten Kohle in der Lausitz, bauten Waggons in Halle. Menschen kamen für eine Ausbildung oder einen der raren Studienplätze; andere als politische Emigrant*innen. Ab den 1990er Jahren folgten Spätaussiedler*innen, Kontingentflüchtlinge und Kriegsflüchtlinge aus Jugoslawien, später aus Syrien und Afghanistan. Andere, als Kinder binationaler Paare in Ostdeutschland geboren, machten Erfahrungen des Andersseins, obwohl sie selbst keine Migration erlebten. MigOst macht vielfältige Lebensgeschichten sichtbar. Aus einer Alltagsperspektive sollten Erfahrungen von Menschen mit Migrationsgeschichte zu Zeiten der DDR, der Wiedervereinigung bis in die Gegenwart thematisiert werden. Fragen nach Identität und Zugehörigkeit, nach Praxis und Erfahrung des Ankommens, Bleibens und Gehens sowie nach Diskriminierung und Rassismus spielten eine Rolle.

Wie können Bürger*innen mitforschen?

Das Projekt ist abgeschlossen.

Was passiert mit den Ergebnissen?

Die Auswertung des in Erzählcafés erhobenen Materials erfolgte gemeinsam und gleichberechtigt durch alle beteiligten Forschungspartner*innen (d.h. die Teilnehmer*innen einschließend). Zudem fanden Stadtlabore statt, in denen in Zusammenarbeit mit dem Staatsschauspiel Dresden, dem Stadtmuseum Cottbus und dem Stadtmuseum Halle Repräsentationsformate erarbeitet wurden. Daraus entstand ein Theaterstück und zwei Ausstellungen. Ziel war es, die Erzählungen lokaler Stadtgeschichten zu pluralisieren und den Blick für gemeinsame Erfahrungen in Vergangenheit und Gegenwart zu öffnen. Das erhobene Material steht im Lebensgeschichtlichen Archiv des ISGV Dresden auch künftigen Forschungsprojekten zur Verfügung.

Wozu trägt die Forschung bei?

Hegemoniale Erinnerungsdiskurse zur ostdeutschen Geschichte weisen in Blickrichtung und gesellschaftlicher Positionierung große Lücken auf: So wird die DDR-Gesellschaft vielfach homogen und weiß imaginiert. Die Biografien etwa von Vertragsarbeiter*innen oder Teilnehmer*innen internationaler Bildungsprogramme, individuelle Migrationserfahrungen in der DDR wie auch migrantisches Wissen der Wende- und Nachwendezeit erfahren wenig öffentliche Aufmerksamkeit. Hinzu kommt, dass die deutsche Migrationsgeschichte in der Forschung meist anhand der westdeutschen Einwanderungsgesellschaft erzählt wird. In der Sozialwissenschaft ist somit eine doppelte Differenzierung und Marginalisierung zu beobachten. In Realität hat die ostdeutsche Gesellschaft selbstverständlich eine fortwährende Historie der Einwanderung. Durch den Blick zurück und das Teilen migrationsbezogener Erfahrungen wurden bisherige Ausschlüsse in der Erinnerungskultur sowie dominante Narrative über Ostdeutschland in Frage gestellt.

Was sind die (Zwischen-)Ergebnisse des Projekts?

Mittlerweile fanden 18 Erzählcafés in Cottbus, Dresden und Halle statt. Unterstützend wurden 42 biografische Interviews mit Einzelpersonen geführt, bei denen Audioaufnahmen mit einer Gesamtlänge von 54 Stunden zusammen kamen. Mit Kulturinstitutionen wurden drei Kulturproduktionen erarbeitet: ein Theaterstück in Dresden (Bürger:Bühne des Staatsschauspiels Dresden), ein Teil einer Jahresausstellung (Stadtmuseum Halle) sowie die Überarbeitung der Dauerausstellung des Stadtmuseums Cottbus. Erkenntnisse aus dem Projekt sind einer Broschüre hier zu finden: https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:bsz:14-qucosa2-890307