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Die D-A-CH-AG: Drei Länder, drei Communitys

02. September 2019 von Yannick Brenz

Seit 2018 ist die Sozial- und Politikwissenschaftlerin Susanne Tönsmann Geschäftsführerin an der Partizipativen Wissenschaftsakademie (PWA) in Zürich. Gemeinsam mit Monika Koop von der Arbeitsstelle Forschungstransfer der WWU Münster ist sie Ansprechpartnerin der D-A-CH-Arbeitsgruppe, in der die deutschsprachigen Citizen-Science-Communitys sich aktiver vernetzen und austauschen wollen. Wir haben sie gefragt, welche Ideen beim ersten Gruppentreffen entstanden sind und was sie sich für die Zukunft wünscht.

In der D-A-CH-Arbeitsgruppe treffen sich Vertreter*innen aus den drei Citizen-Science-Communitys des deutschsprachigen Raumes. Worum soll sich die Arbeit in der AG drehen?

Sowohl in Österreich, Deutschland als auch der Schweiz gibt es viele Initiativen, Ideen und Aktionen, die sich um Citizen Science drehen. Dazu gehören zum Beispiel Winter und Summer Schools, Konferenzen und andere Treffen. Dabei kam bei uns der Wunsch auf, diese Aktivitäten besser zu koordinieren und abzusprechen, und so mehr voneinander lernen zu können – und dies vor allem auf koordinierender Ebene. Also zum Beispiel: Wie können wir Sachen anstoßen und entwickeln? Und was brauchen wir dafür? Wir haben eine sehr aktive Community, am größten ist sie in Deutschland, sehr stark auch in Österreich und auch in der Schweiz gibt es viele Initiativen. Gerne möchten wir uns stärker über die Ländergrenzen hinweg vernetzen und auch schauen, wie wir uns in Gruppen wie die ECSA Working Group „National Networks“ einbringen können.

Welche Aufgaben stehen aktuell oder in naher Zukunft bei euch an?

Momentan befinden wir uns noch in der Aufbauphase unserer Arbeitsgruppe – das erste gemeinsame Treffen fand auf der Österreichischen Citizen Science Konferenz im Juni in Obergurgl statt, bei der wir schon einige Ideen festgehalten haben. Eine davon ist, dass wir gerne eine eineinhalbtägige Veranstaltung organisieren möchten, bei der sich Personen, die sich für Citizen Science in ihren Einrichtungen einsetzen, Input von uns bekommen, aber auch die Möglichkeit erhalten, sich untereinander auszutauschen und zu vernetzen: Dort wollen wir uns kennenlernen und über Best-Practices austauschen: Wo klappt etwas gut? Und was kann man davon lernen? Als Zielgruppe denken wir da zum Beispiel an Mitarbeiter*innen an Museen, Universitäten, aber auch an Schulen und der öffentlichen Verwaltung. Als Veranstaltungsort haben wir die Bodensee-Region angedacht, der unsere drei Länder trennt, aber auch verbindet. Geplant ist diese Austausch-Veranstaltung für das Jahr 2020 und wir wollen beim nächsten Treffen beim Forum Citizen Science in Münster weiter darüber diskutieren.

Welche Erkenntnisse und Ideen habt ihr von eurem ersten AG-Treffen noch mitgenommen?

Wir haben gemerkt, dass die Herausforderungen in Deutschland, Österreich und der Schweiz doch ziemlich ähnlich sind. Viele Fragen drehen sich dabei um die Community: Also zum Beispiel:  Wie kann man Citizen Science und die Community fördern? Wie begleitet man eine gute, aktive Citizen-Science-Community? Weiterhin könnte man auch einen Blick auf die Fördergelder für Citizen Science werfen – dort gibt es beispielsweise Erfahrungen mit den großen Förderinstitutionen, also mit der DFG in Deutschland, mit dem SNF in der Schweiz und mit dem FWF in Österreich. Da könnten sich die Akteur*innen in den Ländern sehr gut ergänzen: Die Institutionen sind da natürlich ein bisschen unterschiedlich und planen immer ein bisschen anders. Aber gleichzeitig funktionieren die Mechanismen doch sehr ähnlich, wenn es um das Akquirieren von Fördergeldern geht. Eine weitere Idee war es, zu untersuchen, wie Citizen Science in Parteiprogrammen vorkommt und welchen Stellenwert es dort hat. Wenn wir davon ausgehen, dass Citizen Science gut für eine Gesellschaft ist – was immer „gut“ dann auch heißen mag – dann sollte das in den Ländern auch im politischen Diskurs reflektiert werden. Diese Ideen stehen alle noch sehr am Anfang, aber es wäre aus meiner Sicht lohnenswert, sich diese genauer anzuschauen.

Warum findest du die Zusammenarbeit in der D-A-CH-Region wichtig?

Wenn ich da aus der Perspektive der Schweiz spreche, dann gibt es natürlich schon laufende Citizen-Science-Projekte, Prozesse und natürlich die Plattform Schweiz forscht, die gut funktionieren. Wir entwickeln hier aber auch grade viel Neues und mir ist es wichtig mehr Erfahrungen aus den anderen Ländern mitzukriegen.

Es waren schon einige Leute bei eurem ersten Treffen in Obergurgl dabei. Wer kann denn bei euch mitmachen und was sollte die Person mitbringen?

Wir sind sehr offen für Leute, die sich einbringen möchten. Es ist dabei wichtig zu wissen, dass wir auf einer koordinierenden Ebene arbeiten. Das heißt, wir wollen Herausforderungen da eher auf einer Meta-Ebene begegnen: Wie kann man Citizen Science generell fördern und sichtbarer machen? Alle Personen, die sich zum Beispiel an einer Universität, einem Museum oder einer anderen Einrichtung dafür einsetzen - sei das in der Kommunikationsabteilung oder in der Verwaltung – sind herzlich eingeladen bei uns mitzumachen.

Was möchtet ihr mit der AG erreichen und was wünscht du dir für die AG in der Zukunft?

Ich wünsche mir, dass wir unsere Kräfte im D-A-CH-Raum bündeln können und uns durch die gemeinsame Arbeitsgruppe noch stärker als Partner*innen und weniger als Konkurrent*innen verstehen. In der Regel passiert das auch schon, deswegen habe ich da eigentlich keine großen Bedenken, da es ja auch eine sehr offene Community ist. Ich würde mir darüber hinaus noch wünschen, dass wir in manchen Punkten noch mehr zusammenarbeiten als wir es bis jetzt tun. Noch kennen sich die Leute nicht alle und manche scheuen sich vielleicht noch mitzumachen. Mein Wunsch ist, dass wir uns einfach gegenseitig unterstützen - das ist das Ziel der AG. Im deutschsprachigen Raum liegt da sehr viel Potenzial und das würde ich auch gerne in andere Netzwerke, wie in die ECSA, reinbringen.

Interesse an der Mitarbeit in der D-A-CH-AG? Beim Forum Citizen Science 2019 vom 26. bis 27. September in Münster stellt sich die Arbeitsgruppe im Rahmen des Netzwerktreffens vor und lädt anschließend zu einem offenen Arbeitstreffen für alle interessierten Akteur*innen ein.

 

Yannick Brenz

Der Biologe ist seit Februar 2019 Volontär bei Wissenschaft im Dialog. Dort unterstützt er unter anderem das Projekt Bürger schaffen Wissen.